Zahlreiche Vereine, Organisationen und Einrichtungen gehören mit ihren vielfältigen Angeboten zum täglichen Leben in Lichtenberg. Was man an ihnen hat, merkt man ganz schnell, wenn Treffen oder Mitmachaktionen nicht mehr stattfinden können, wie wir in der Corona-Krise schmerzlich erleben mussten. Oskar hat nachgefragt, wie es in Lichtenberg tätigen Vereinen, Initiativen und Organisationen derzeit so steht und wie das Leben bei ihnen weiter geht.
Oskar: Die Corona-Pandemie hat ganz viele Pläne durchkreuzt. Wie ist denn der Verein Naturschutz Berlin-Malchow durch die Wochen der strengen Kontaktbegrenzung gekommen?
Sylvie Wesnigk-Michler: Wie überall hat Corona auch unsere Umweltbildungseinrichtung vollkommen lahmgelegt, jedenfalls bis in den Sommer hinein. Es war und ist eine sehr ungewöhnliche Situation, denn die täglichen Kindergruppen und jegliche Veranstaltungen fielen auf einen Schlag alle weg. Zunächst galt es zu schauen, wie es bei uns auf dem NaturHof weitergehen konnte. Natürlich spielten auch finanzielle Fragen eine Rolle: Würden weiterhin Zuwendungen fließen? Das Wort „Kurzarbeit“ machte die Runde. Für die Umweltbildung beruhigte sich diesbezüglich die Lage jedoch sehr schnell, da die entsprechenden Mitarbeiter mit anderen Aufgaben betraut wurden. Also hielten wir kurz inne, sammelten uns. Was war zuerst zu tun? Fast wie zu Hause arbeitete man all die Aufgaben auf, für die im Tagesgeschäft sonst wenig bis gar keine Zeit bleibt.
Zudem entstand ein neuer Raum zum Reflektieren, Auswerten und Angehen neuer Aufgaben. Zum Beispiel hat sich während der Corona-Zeit der Bedarf für das E-Learning bestätigt: Pädagogen, Eltern und Schüler warten auf gut aufbereitete digitale Lerninhalte, die online abrufbar sind. Statt mit Kindern im grünen Erlebnisgarten auf echte Entdeckungsreise zu gehen – das macht ja Naturerfahrung aus – widmeten wir uns nun liebevoll der Erstellung von digitalem Biologie-Lernmaterial. Mittels kleiner Texte, Bilder und Rätsel vermitteln diese Wissen zu den Themen Amphibien, Storch und Schmetterlinge. Weitere Tier-Ordnungen und -Arten werden folgen. Die Arbeitsblätter sind auf unserer Homepage www.naturschutz-malchow.de unter Aktuelles zu finden. Des Weiteren haben wir orientierungsgebend für die Lehrkräfte unsere Umweltbildungsveranstaltungen passend zu den Rahmenlehrplänen für den Sach- bzw. Naturwissenschaftsunterricht zugeordnet. Somit können zukünftig Lehrkräfte Veranstaltungen zielgerichtet und passend zum jeweiligen Unterrichtsthema auswählen.
Oskar: Gibt es eine Erfahrung oder ein Erlebnis in der Krisenzeit, die oder das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Sylvie Wesnigk-Michler: Unser Storchencafé mit umliegendem Erlebnisgarten ist seit März durchgehend geschlossen und bleibt es auch bis Ende Januar 2021. Ausschlaggebend für diese, für uns nicht leichte Entscheidung, sind mehrere Gründe: Die Versorgung unserer Rinder muss gewährleistet sein und hat eine sehr hohe Priorität. Die Mitarbeiter unseres Vereins arbeiten in kleinen ineinander übergreifenden Teams. Zwei Mitarbeiterinnen sind permanent Teil von drei verschiedenen Arbeitsteams – Storchencafé, Landwirtschaft und Biotoppflege. Sollte ein Covid-19 Fall in unserem Verein auftreten, müssen alle drei Teams in Quarantäne gehen und damit kann die durchgängige Versorgung der Rinder nicht gewährleistet werden. Und das wäre ein Drama für uns und für die Tiere.
Durch die Öffnung des Cafés wären wir zudem großen Herausforderungen und umfangreichen Hygieneauflagen ausgesetzt, welchen wir uns gerne stellen würden. Es ist allerdings abzusehen, dass wir diesen aus Sicht der Personalplanung nicht gewachsen sind. In der Summe sind diese Auflagen für kleine Betriebe überwältigend, da personalintensiv und mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden.
Dass das Flair des gesamten Hofensembles durch diese Auflagen verloren ginge, wäre ein fader Beigeschmack.
Als kleine Alternative für Familienfeiern können wir unseren Gästen einen Plattenservice für Wurst- und Käsespezialitäten auf Selbstabholer-Basis anbieten. Bestellwünsche nimmt die Teamleiterin des Naturhofladens, Frau Sandra Kuschy gern persönlich oder telefonisch unter 030/9278058 entgegen. Der Naturhofladen auf dem Hofgelände hat weiterhin von Mittwoch bis Sonntag von 10-17 Uhr geöffnet.
Oskar: Inzwischen sind ja doch einige Schritte der Lockerung hin zu mehr Normalität gegangen worden. Wie wird es in den nächsten Wochen bei Naturschutz Berlin-Malchow weitergehen, was wird wieder möglich sein?
Sylvie Wesnigk-Michler: Ab September finden bei uns wieder öffentliche Veranstaltungen statt – vorwiegend im Freien (www.naturschutz-malchow.de/index.php/aktuelles/termine). Für die wenigen Veranstaltungen im Kappensaal gibt es eine Teilnehmerbegrenzung und eine Anmeldung ist dringend erforderlich. Ganz behutsam arbeiten wir auch wieder mit Kindern, allerdings nur draußen und in kleinen Gruppen. Das wird sicher noch eine ganze Weile so weitergehen, auch im Winter.
Oskar: Eine solche Pandemie hat ja bisher keiner von uns erlebt. Und wir werden die Zeit auch sicher so schnell nicht vergessen. Wir mussten unser Leben umkrempeln und manches Gewohnte ganz anders machen. Gibt es denn Verhaltensweisen und Formen des Umgangs miteinander, die Sie gerne erhalten würden, wenn sich unser Leben wieder normalisiert?
Sylvie Wesnigk-Michler: Viele Besucher*innen berichten, dass sie während der Pandemie vermehrt „einfach mal raus ins Grüne“ gehen, neue Winkel in Berlin oder Brandenburg entdecken, statt Veranstaltungen zu besuchen, shoppen zu gehen oder übers Wochenende „mal schnell weg zu fliegen“. Der Frust über stornierte Fernreisen war groß. Doch viele Menschen haben sich spontan für einen Urlaub im Garten, in der Region bzw. in Deutschland entschieden. Die Schnelllebigkeit mit all ihren ressourcenintensiven Möglichkeiten zu reflektieren und sich bewusst auch mal für „weniger“ zu entscheiden, ist ganz im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes.