Da war ja geballte Bildungskompetenz am 8. November 2022 zum Fachtag „Vielfältige Möglichkeiten des Lernens durch Engagement (LdE)“ bei oskar in der Weitlingstraße. Was hat eine Freiwilligenagentur mit Bildung zu tun, fragen Sie sich? Eine ganze Menge.

Schließlich ist die oskar | freiwilligenagentur lichtenberg Kompetenzzentrum für Lernen durch Engagement (LdE). Und genau in dieser Eigenschaft war oskar Gastgeber und Ausrichter für einen Fachtag zu dieser Lehr- und Lernform gemeinsam mit dem Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick Sternenfischer, dem Junges Engagement Charlottenburg Wilmersdorf, der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf, den Beteiligungsfüchse und der Fortbildung Berlin – Regionenverbund 1.

Gruß der Lichtenberger Stadträtin

Los ging es gleich früh um 9:00 Uhr mit einem Grußwort der Lichtenberger Stadträtin für Schule, Sport und Facility Management Filiz Keküllüoglu (Bündnis 90/Die Grünen) – per Video. So geht das heute. „Wie wir wissen, Demokrat:innen fallen nicht vom Himmel“, stellte die Stadträtin fest und sagte weiter: „Lernen durch Engagement stärkt Demokratiekompetenzen. Bildungschancen und Zugänge zu freiwilligem Engagement sind bedauerlicher Weise in unserer Gesellschaft nach wie vor sozial ungleich verteilt. Freiwilliges Engagement insbesondere bietet die Möglichkeit jungen Menschen, sich zu engagieren, an der Gesellschaft teilzuhaben, jenseits von etablierten politischen Strukturen.“

„Lernen durch Engagement stärkt Demokratiekompetenzen. Bildungschancen und Zugänge zu freiwilligem Engagement sind bedauerlicher Weise in unserer Gesellschaft nach wie vor sozial ungleich verteilt. Freiwilliges Engagement insbesondere bietet die Möglichkeit

Filiz Keküllüoglu (Bündnis 90/Die Grünen)
Lichtenberger Bezirksstadträtin für Schule, Sport und Facility Management Filiz Keküllüoglu (Bündnis 90/Die Grünen)

Gesellschaftliches Engagement und fachliches Lernen verbinden

Die Gedanken der Stadträtin fanden sich dann auch in den Vorträgen und Diskussionen des Tages wieder. Am Vormittag ging es vor allem darum besser zu verstehen, was mit Lernen durch Engagement eigentlich gemeint ist, was diese Lern- und Lehrform ausmacht. Lernen durch Engagement (LdE) verbindet gesellschaftliches Engagement mit fachlichem Lernen im Unterricht. Bei Lernen durch Engagement setzen sich Schüler:innen für das Gemeinwohl ein. Das kann im sozialen, ökologischen, politischen oder kulturellen Bereich sein. Sie tun etwas für andere oder für die Gesellschaft. Sie engagieren sich dabei aber nicht losgelöst von oder zusätzlich zur Schule, sondern als Teil des Unterrichts und eng verbunden mit dem fachlichen Lernen. Das Engagement wird im Unterricht gemeinsam geplant, reflektiert und mit Inhalten der Bildungs- und Lehrpläne verknüpft. Diese Form des Lernens und Lehrens ist in allen Schulformen, Altersstufen, Fächern und zu unterschiedlichen Themen möglich.

Lernen durch Engagement richtig zu verstehen heißt, zwei Seiten einer Medaille zu kennen und zu beachten. Zum einen werden Schüler:innen an freiwilliges Engagement herangeführt, wird ihre Bereitschaft geweckt, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen und ihre Demokratiekompetenz gestärkt. Zum anderen trägt LdE zu einer positiven Veränderung von Unterricht und Lernkultur bei. Das Lernen wird interessanter, anschaulicher und relevanter. Auch in dem Sinn, dass es für andere Personen, die Umwelt, die Gesellschaft bedeutsam wird, was sich in der Schule tut.

Gute Recherche und Vorbereitung als Schlüssel zum Erfolg

Am Nachmittag gab es dann für die 22 Teilnehmenden einen Perspektivwechsel. Im Mittelpunkt stand nun: wie wird Lernen durch Engagement bereits erfolgreich praktiziert? Welche Voraussetzungen und Erfahrungen sollten beachtet werden, damit LdE erfolgreich ist, Unterricht und gesellschaftliches Engagement gleichermaßen bereichert?

Als wichtig herausgestellt wurde unter anderem, dass LdE-Projekte kein fiktives Problem behandeln, sondern sich mit einer konkreten gesellschaftlichen Herausforderung und einem tatsächlichen Unterstützungsbedarf beschäftigen. Wer braucht unsere Unterstützung? Was genau können wir beitragen und wie soll unser Engagement konkret aussehen, sodass es einen wirklichen Nutzen hat? Die gute Recherche und Vorbereitung ist ein Schlüssel dafür, dass die Schüler:innen ihr Engagement als echte Unterstützung und sich selbst als wirksame Akteur:innen wahrnehmen. So sind sie aktiv an Planung, Vorbereitung und Ausgestaltung ihres LdE-Projekts beteiligt. Auch in der Durchführung sollen die Kinder und Jugendlichen aktiv mitbestimmen, Entscheidungen treffen, ihre Ideen einbringen und umsetzen.

LdE nicht ohne Anerkennungskultur

Zustimmung fand auch die Erfahrung: Je größer die Mitbestimmung beim LdE-Projekt ist, umso mehr Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeit, soziale Kommunikationsfähigkeit und kritisches Denken entwickeln die Kinder und Jugendlichen und umso mehr wollen sie sich auch in Zukunft gesellschaftlich einbringen.

Und schließlich sollte sich LdE immer auch durch eine umfassende Anerkennungskultur auszeichnen. Jungen Menschen etwas zuzutrauen, ihre Ideen und ihr Engagement wertzuschätzen und regelmäßiges Feedback zu ermöglichen, ist für den Erfolg unverzichtbar. Das schließt auch die Beiträge aller anderen Beteiligten, ob Lehrer:innen oder Engagementpartner ein und mündet am Ende eines LdE-Projekts in eine gemeinsame Auswertung und einen feierlichen Abschluss. Häufig gestalten die Schülerinnen und Schüler die Abschlussveranstaltung selbständig. Sie planen, laden ein und präsentieren Erlebnisse, Geschichten, Bilder und Lernerfolge aus ihrem Projekt: Was haben wir erreicht? Was verändert? Wie soll es weitergehen? Wie finden wir für alle einen guten gemeinsamen Abschluss? Die Reflexion dieser Fragen ist wichtig, weil sie die eigene Rolle und Wirksamkeit im Engagement und für die Gesellschaft nochmals bewusst und auch für andere sichtbar macht.

Offener Austausch zum Schluss

Mit einem offenen Austausch zum Erlebten fand der Fachtag dann so gegen 15:00 Uhr sein Ende. Jedem werden wohl ganz unterschiedliche Gedanken durch den Kopf gegangen sein, wann und wie das Gehörte an der eigenen Schule am besten in die Tat umgesetzt werden kann. Vielleicht haben viele auch an die Begrüßungsworte der Stadträtin gedacht: Demokrat:innen fallen nicht vom Himmel.

Dieser Text entstand in der Redaktion Zeigen, was geht!
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