Freiberuflerin mit freiwilligem Engagement
Nun rückt sie wieder näher die Zeit der Heimlichkeiten und der Vorfreude auf das Weihnachtsfest. Adventskalender finden bald wieder ihren angestammten Platz nicht nur in Kinderzimmern. Im Lichtenberger Kaskelkiez und der Gegend bis zum Nöldnerplatz allerdings gibt es einen Adventskalender der besonderen Art: ein begehbarer Adventskalender. Jacqueline Kappl engagiert sich dafür und berichtet uns im Interview was es auf sich hat mit diesem besonderen Event im Advent.
Frage: In der Gegend um den Nöldnerplatz ist der begehbare Adventskalender sicher vielen ein Begriff. Für alle, die damit nichts anfangen können, erklären Sie doch bitte kurz, welche Idee dahinter steckt und wie ein begehbarer Adventskalender funktioniert.
Jacqueline Kappel: Sehr gerne! Unser begehbarer Adventskalender ist eine wunderschöne Kieztradition, die den Nöldnerplatz und die umliegenden Kieze miteinander verbindet und uns dabei die Vorweihnachtszeit verzaubert.
Die Idee ist einfach: Vom 1. bis 24. Dezember öffnen wir jeden Tag um 17 Uhr symbolisch ein „Türchen“ – dabei kann es sich um eine Haustür, ein Fenster oder einen Balkon handeln.
Dahinter verbirgt sich eine kleine Überraschung für alle, die sich vor Ort versammeln, zum Beispiel eine musikalische Darbietung, eine kurze Lesung oder ein kreativer Beitrag. Es geht darum, den Kiez zusammenzubringen und die Nachbarschaft in der oft hektischen Vorweihnachtszeit ein wenig enger zusammenrücken zu lassen. Das Besondere: Jeder kann mitmachen! Ob als Gastgeber eines Türchens oder als Zuschauer, alle sind herzlich eingeladen. So wird der Kiez lebendig, und jeder Abend ist ein kleines, liebevoll vorbereitetes Ereignis.
Frage: Wenn ich richtig recherchiert habe, gibt es den begehbaren Adventskalender seit 2011. Sie sind 2018 dazu gestoßen und halten seitdem die Zügel in der Hand. Ist die Aktion über die Jahre unverändert geblieben oder wie hat sie sich mit der Zeit weiterentwickelt?
Jacqueline Kappel: Ja, das stimmt, ein begehbarer Adventskalender existiert tatsächlich schon seit 2011, und seitdem hat er sich zu einer festen Tradition im Kiez entwickelt. Als ich 2018 dazukam, war es für mich eine echte Herzensangelegenheit, diese wunderbare Aktion weiterzuführen und auch behutsam weiterzuentwickeln.
Die Grundidee – jeden Abend eine neue „Tür“ zu öffnen und die Nachbarschaft zusammenzubringen – ist bis heute unverändert geblieben. Doch mit der Zeit haben wir ein paar Dinge angepasst und erweitert, um den Kiezkalender noch lebendiger zu gestalten. Zum Beispiel haben wir 2021 angefangen, verstärkt auf Social Media aktiv zu werden und eine Website aufgebaut. Das hat uns geholfen, noch mehr Menschen zu erreichen und sie für die Idee zu begeistern, vor allem auch jüngere Nachbarn.
Was mich besonders freut, ist die Vielfalt der Beiträge, die jedes Jahr wächst. Wir haben immer wieder neue, kreative Darbietungen, von Musik und Theater bis hin zu Bastelaktionen oder gemeinsames Singen – das macht den Kiezkalender jedes Jahr aufs Neue besonders.
Es bleibt aber immer ein Balanceakt: den Charme und die familiäre Atmosphäre des Kalenders zu bewahren und gleichzeitig die Aktion in die Zukunft zu führen. Dabei bin ich dankbar, dass ich das Vertrauen der Nachbarschaft habe und mit jedem Jahr dazulernen kann.
Frage: Sie sind Freiberuflerin und beschreiben sich selbst als gelernte Art Direktorin, Autorin, Illustratorin, Fotografin, Organisatorin und leidenschaftliche Bloggerin. Mit dem was Sie tun müssen Sie sehen, dass Geld fürs Leben reinkommt. Die Zeit, die Sie für den begehbaren Adventskalender aufwenden, reißt da eher eine Lücke. Warum ist Ihnen dieses freiwillige Engagement wichtig?
Jacqueline Kappel: Das stimmt, als Freiberuflerin jongliere ich oft viele verschiedene Rollen, und es ist natürlich wichtig, dass ich meinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Trotzdem ist mein Engagement für den begehbaren Adventskalender eine Herzensangelegenheit, die ich nicht missen möchte.
Der Kiezkalender bringt für mich etwas ganz Besonderes mit sich: das Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt. Gerade in einer Zeit, in der alles immer schneller und, wie bei uns auch, digitaler wird, finde ich es unglaublich wertvoll, dass wir durch so eine Aktion die Nachbarschaft wieder näher zusammenbringen können – von Angesicht zu Angesicht, ganz analog.
Es geht mir darum, einen Raum zu schaffen, in dem Menschen miteinander in Kontakt treten und gemeinsam die Vorweihnachtszeit genießen.
Auch wenn die Organisation viel Zeit und Arbeit kostet, bekomme ich unglaublich viel zurück – in Form von Dankbarkeit, strahlenden Gesichtern und dem Gefühl, wirklich etwas Positives zu bewirken. Es ist meine Art, etwas an den Kiez zurückzugeben, in dem ich selbst so gerne lebe. Und ehrlich gesagt auch diese Momente der Gemeinschaft und das Engagement anderer zu sehen, motiviert mich auch in meiner kreativen Arbeit. Es ist eine wunderbare Balance zwischen Beruf und Herzensprojekt. Und wenn dann noch hin und wieder ein Auftrag an mich in meinem Kreativstudio heraus kommt, dann habe ich gefühlt alles richtig gemacht.
Frage: Auch 2024 wird es wieder einen begehbaren Adventskalender geben. Die Vorbereitungen dafür sind im Gange. Wo können Sie noch Hilfe und Unterstützung gebrauchen? Und wo können sich Interessenten melden, die die Aktion in der Vorweihnachtszeit gern unterstützen möchten?
Jacqueline Kappel: Ja, auch 2024 wird der begehbare Adventskalender wieder stattfinden, und viele freuen sich schon sehr darauf! Die Vorbereitungen laufen bereits, aber wie jedes Jahr können wir immer noch Unterstützung gebrauchen – sei es bei der Gestaltung der „Türchen“ oder im organisatorischen Bereich.
Wer Lust hat, eine kleine Performance beizutragen oder seine Haustür für ein Türchen zur Verfügung zu stellen, ist herzlich willkommen!
Wir suchen vor allem kreative Menschen, die den Kiez mit Musik, Theater, Lesungen oder anderen schönen Ideen bereichern möchten. Aber auch wenn jemand lieber im Hintergrund mithelfen möchte, z.B. bei der Verteilung der Flyer oder der Betreuung unserer Social-Media-Kanäle, ist jede Unterstützung gern gesehen.
Interessenten können sich direkt bei mir per E-Mail (Weihnachten.im.kiez(at)gmail.com) melden oder uns über unsere Social-Media-Kanäle (Weihnachten im Kiez) auf Nebenan.de oder Instagram kontaktieren. Dort findet man auch alle aktuellen Infos und Updates zum Kalender. Es ist eine tolle Möglichkeit, Teil dieser wunderbaren Tradition zu werden und den Kiez mitzugestalten!
Fotos: Jacqueline Kappl
Interessante Links:
Website zum begehbaren Adventskalender: https://kiezkalender.home.blog/
Im Juni 2024 wurde das Engagement von Jacqueline Kappl mit einem Lichtenberger Bezirkstaler gewürdigt. Ihn erhalten Bürger:innen, die sich uneigennützig und freiwillig für Gemeinwohl und Demokratie in Lichtenberg einsetzten. Darüber berichteten wir in diesem Artikel: https://oskar.berlin/taler-fuer-freiwilliges-engagement/
Dieses Interview entstand in der Redaktion Zeigen, was geht!
Sie ist die Freiwilligen-Redaktion der oskar | freiwilligenagentur lichtenberg. Freiwillig Engagierte verfassen für die Redaktion Beiträge über Themen im Zusammenhang mit Engagement. Das Format der Beiträge kann in der Redaktion frei gewählt werden, neben Texten sind auch Videos oder anderes möglich. Die jährlich stattfindenden Freiwilligentage stehen besonders im Fokus. Die Zeigen, was geht! – Redaktion steht allen Interessierten offen. Wir treffen uns an jedem 2. Donnerstag im Monat. Wer mitmachen möchte, meldet sich bitte bei: info@oskar.berlin