Die Fragen stellte Peter Breitfeld

Fotos: Roberto Santana Pérez


„Der kleine Programmierer“- den Namen hat sich eine Arbeitsgemeinschaft im Fennpfuhl gegeben. „Der kleine Programmierer“ – so nennen sich inzwischen bestimmt auch eine Vielzahl Kinder, die sich an der AG beteiligt haben oder in der Gruppe noch aktiv sind. Und da ist Roberto Santana Perez – der ist auch ziemlich einmalig. Ohne ihn gebe es die Arbeitsgemeinschaft im Fennpfuhl nicht. Wir sprachen mit ihm über sein Engagement und darüber, was in der AG „Der kleine Programmierer“ gerade so los ist.

oskar: Die Einen gehen in Kitas oder Bibliotheken und lesen Kindern vor. Sie haben sich entschieden mit Kindern den Umgang mit dem Computer zu üben, die Hard- und Software kennenzulernen und selbst zu programmieren. Was hat Sie bewogen, einen Teil Ihrer freien Zeit dafür herzugeben? Weil Sie das am besten können oder welche Beweggründe haben Sie dafür?

Besuch des Zuse-Instituts an der FU-Berlin

Roberto Santana Pérez: Zunächst einmal konnte ich in meiner Jugend einen Beruf lernen und studieren, ohne Bafög-Verbindlichkeiten aufzubauen oder nebenbei zu arbeiten. Lediglich in den Semesterferien habe ich schon damals im Kinderferienlager gearbeitet.
Als dann mein Sohn in der Grundschule anfing, sich für Computertechnik und mobile Endgeräte zu interessieren, habe ich mich entschlossen, ihm mein Wissen weiterzugeben. Und da es sich in der Gruppe besser lernt, wurden es 2 dann 3 und mittlerweile über 70 Kinder aus dem Fennpfuhl, aus Lichtenberg und auch aus anderen Berliner Bezirken.


Verraten Sie, was Sie beruflich machen?

Ich bin Diplomingenieur und hauptberuflicher Softwareentwickler bei der Strato AG.
Die Computer AG „Der kleine Programmierer“ gibt es seit 2017.

Wer kann in der AG alles mitmachen? Und wer trägt dazu bei, dass die offene Gruppe seit nunmehr 5 Jahren offensichtlich gut arbeitet und funktioniert?

Unsere AG ist offen für alle Kinder, Jungen wie Mädchen ab 10 Jahre. Die Gruppen sind relativ klein, in der Regel zwischen 3 und 8 Kinder. Wir sehen uns als ein Team, jedes Mitglied wird respektiert, die jüngeren lernen von den älteren Kindern. Die Älteren unterrichten in der geschützten Umgebung der Gruppe jüngere Kinder und repräsentieren die AG nach außen. In aller Regel bleiben die Kinder 1 bis 2 Jahre und gehen dann ihren eigenen Weg weiter – ganz bestimmt erfolgreich.

Wir sehen uns als ein Team, jedes Mitglied wird respektiert, die jüngeren lernen von den älteren Kindern. Die Älteren unterrichten in der geschützten Umgebung der Gruppe jüngere Kinder und repräsentieren die AG nach außen.

Roberto Santana Perez, Gründer und Leiter der Computer AG „Der kleine Programmierer“

Die AG ist im Fennpfuhl zu Hause, einem Lichtenberger Stadtteil, der in diesem Jahr 50jähriges Bestehen feiert. Aus diesem Anlass hat die Gruppe erfolgreich ein Projekt realisiert „Fennpfuhl digital“. Was verbirgt sich dahinter?

Besuch des 3d-Drucklabors der Technischen Hochschule Wildau

Während der Corona Zeit war ein herkömmlicher Unterricht, wie in Grund- oder weiterführenden Schulen oder der Volkshochschule typisch ist, nicht mehr möglich.
Wir haben deshalb zwei Wege beschritten.
Zunächst nutzen wir die Online-Technik und dafür bekommen alle Kinder bei Bedarf ein Notebook leihweise mit nach Hause. Zuwendungen der BVV Lichtenberg und der STRATO AG machen das möglich.
Außerdem haben wir viel Zeit gemeinsam im Freien verbracht, fotografiert, Videos aufgenommen und dabei eine eigene Navigations-App für den Fennpfuhlpark entwickelt. Das alles haben wir gemeinsam mit dem Bürgerverein Fennpfuhl e.V. geschafft und bereits zum 2. Mal am langen Tag der Stadtnatur live und im Internet vorgestellt. Hier können Sie sich selbst überzeugen https://fennpfuhl.digital/

Das Spannende an der Computer AG ist, dass wir den Computer als Werkzeug sehen, als Taschenmesser in einer digitalen Welt.

Roberto Santana Perez, Gründer und Leiter der Computer AG „Der kleine Programmierer“

Wie sieht der „Alltag“ beim „Kleinen Programmierer“ aus? Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass viel am und mit dem Computer gearbeitet wird. Womit beschäftigt sich die Gruppe gerade? Und wird auch mal was unternommen, das mit dem Computer nichts zu tun hat?

Das Spannende an der Computer AG ist, dass wir den Computer als Werkzeug sehen, als Taschenmesser in einer digitalen Welt. Deshalb arbeiten wir auch weniger am Computer als vielleicht vermutet wird. Aktuell befassen wir uns in einer Gruppe mit dem Bau von Webseiten auf einem hohen Niveau. Die 2. Gruppe lernt die Programmiersprache Python. Alle Kinder der älteren Gruppe besitzen mindestens ein Zertifikat des Hasso-Plattner-Instituts der Universität Potsdam. Und dann haben wir auch noch eine andere Welt, allein in diesem Jahr waren wir zu Besuch in der gläsernen Manufaktur in Dresden, im 3D Drucklabor der TH Wildau und im Konrad-Zuse-Institut der Freien Universität Berlin. Die Finanzierung dieser Events erfolgte ausschließlich durch Privatspenden aus dem Fennpfuhl – dafür danken wir allen Spendern sehr!
Übrigens: Wir wurden mit dem 1. Platz des 2. Lichtberger Umwelt- und Naturschutzpreis ausgezeichnet. Darauf sind alle Kinder stolz.


Glückwunsch zur Auszeichnung. Aber das müssen Sie noch ein wenig erklären: Computer AG und Umwelt- und Naturschutzpreis, wie geht das zusammen?


Für unsere Aktivitäten rund um das Projekt Fennpfuhl.Digital und die Verbindung Computer Technik und Umwelt haben wir den Preis erhalten. Hinzu kommt, dass wir an Umweltprojekten des Bürgervereins Fennpfuhl e. V. teilgenommen haben, wie Anpflanzen einer Hecke oder Reinigung des Parks. Auch das ist wohl mit der Auszeichnung gewürdigt worden. Die Kinder sind übrigens zwischen 11 und 15 Jahre alt und teilweise schon seit 2017 mit sehr viel Engagement dabei. Eigentlich sind sie die Ehrenamtlichen und Ideengeber.

Der Schulungsraum am Anton-Saefkow-Platz

Sie haben von einem Zertifikat des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam gesprochen. So ein Zertifikat bekommt man ja nicht mal einfach so über den Tisch gereicht. Welche Voraussetzungen müssen denn dafür erfüllt sein?

Die Kinder müssen dazu Kurse online durcharbeiten und eine Prüfung bestehen. Wir führen sie durch die Kurse, klären Fragen und motivieren. Allerdings legen wir großen Wert darauf, dass die Kinder alles selbst absolvieren. Die Kurse selbst und ihr Niveau orientieren sich an Erwachsenen und Student*innen.


Beim Quartiermeister läuft gerade eine online-Abstimmung darüber, wer die Finanzierung für einen 3D Drucker zugesprochen bekommt. Die AG nimmt daran teil. Wofür brauchen Sie den Drucker? Bis wann läuft die Abstimmung noch und wie kann man Sie dabei unterstützen, dass der Drucker nach Lichtenberg in den Fennpfuhl kommt?


Der Drucker soll die Kompetenzen der Kinder erhöhen, 3D Druck ist aktuell der Hit. Außerdem wollen wir Info Tafeln für den Park herstellen, da die vorhandenen Edelmetalltafeln bei Sammlern sehr begehrt sind und verschwinden. Das Nachdrucken wäre verhältnismäßig günstig und schnell gemacht.
Bis zum 31. August 2022 läuft die Abstimmung noch. Wer mitmachen will, hier ist der Link zur Abstimmung: https://programmierer.online/quartiermeister/

3D-Drucker

Bleiben wir beim Thema: So eine AG am Leben zu erhalten kostet sicher viel Zeit und auch Geld. Wobei können Sie Unterstützung gebrauchen? Die Wunschliste ist sicher lang, nutzen Sie die Gelegenheit und nennen Sie mal zwei, drei Wünsche, deren Erfüllung Ihnen besonders helfen würde.

Ja der Zeitfaktor spielt eine große Rolle, vor allem vor Events, wie dem am 16.09.2022 stattfindenden Fennpfuhlfest, da bleiben viele andere Dinge liegen. Immerhin sind nur ein Ingenieur und eine Lehrerin im Berliner Schuldienst regelmäßig aktiv. Aus finanzieller Sicht können wir durch die Kooperation mit dem Bürgerverein Fennpfuhl e. V., Spenden und Zuwendungen und jetzt sogar mit selbstverdienten Preisgeld allen Kindern die kostenlose Teilnahme bieten.

Und ja, Wünsche haben wir viele, Wir wünschen für alle teilnehmenden Kinder eine tolle Zukunft und hoffen, dass wir dazu ein wenig beitragen konnten. Wir wünschen uns viele neue Kinder, die an unseren Kursen teilnehmen und alles am Leben erhalten. Wir wünschen uns, dass uns alle Unterstützer treu bleiben und weiter begleiten.


Was für uns aktuell wichtig ist: Für unseren Auftritt beim Fennpfuhlfest am 16.09.2022 brauchen wir 1 oder 2 Erwachsene, gerne rüstige Rentner. Es kommt nicht auf Computererfahrung an. Unsere Exponate sollen Kinder begeistern, müssen aber beaufsichtigt werden. Bieten können wir nicht viel, allerdings erhalten Kinder und Helferinnen eine Erfrischung und einen kleinen Imbiss, wie immer kostenlos und selbst gekocht. Wir freuen uns über Interessentinnen, die uns helfen und unterstützen wollen – beim Fennpfuhlfest und auch sonst. Hier unsere E-Mail Adresse: service@fennpfuhl.digital.

Webseite von „Der Kleine Programmierer“

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Dieses Interview entstand in der Redaktion Zeigen, was geht!
Sie ist die Freiwilligen-Redaktion der oskar | freiwilligenagentur lichtenberg. Freiwillig Engagierte verfassen für die Redaktion Beiträge über Themen im Zusammenhang mit Engagement. Das Format der Beiträge kann in der Redaktion frei gewählt werden, neben Texten sind auch Videos oder anderes möglich. Die jährlich stattfindenden Freiwilligentage stehen besonders im Fokus. Die Zeigen, was geht! – Redaktion steht allen Interessierten offen. Wir treffen uns an jedem 2. Donnerstag im Monat. Wer mitmachen möchte, meldet sich bitte bei Gül Yavuz: guel.yavuz@oskar.berlin

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