Text: Peter Breitfeld
Fotos: Jugendclub OCB
Es gibt Fragen, auf die gibt es nur eine gültige Antwort. Die Frage „Was ist eigentlich Rassismus?“ gehört nicht dazu. Deshalb wurde sie auch während der Aktionswochen gegen Rassismus, die vom 13.03. bis 28.03. 2021 weltweit stattfanden, häufig gestellt. Denn Rassismus hat viele Facetten. Im öffentlichen Bewusstsein sind da oft vor allem rassistisch motivierte Verbrechen, wie zum Beispiel in Hanau. Es gibt aber auch den alltäglichen Rassismus, der nicht in die Schlagzeilen der Medien kommt. Er ist deshalb aber nicht weniger schlimm und gefährlich.
Und genau dieser Rassismus im Alltag sollte mit einer Aktion im Jugendclub OCB während der Aktionswochen aufgespürt und benannt werden. „Das ist Rassismus für mich“ – so war die Aktion überschrieben und die Besucher:innen des Clubs waren aufgerufen, ihre Meinung dazu zu sagen. Denn die Club-Besucher:innen wissen wovon sie reden. Wie Frieda Grabner vom OCB berichtet, haben viele von ihnen eine Fluchtgeschichte. Sie wohnen unweit vom Club im Wohnheim in der Werneuchener Straße, in anderen Unterkünften oder inzwischen auch in eigenen Wohnungen. Als nicht Weiße oder nicht Deutsche haben sie so ihre Erfahrungen gemacht, die immer wieder auch im Jugendclub thematisiert werden. Und sie können aus eigener Erfahrung sagen, wie sich Rassismus konkret äußert. So beantworteten 60 Prozent der Aktionsteilnehmer:innen die Frage „Hast Du schon mal Rassismus erlebt?“ mit „Ja“ und 40 Prozent mit „Nein“.
Mitten aus dem Leben gegriffen ist auch die Frage „Wenn ich einer Religion zugeordnet werde, aufgrund meines Aussehens. Ist das Rassismus für Dich?“ – „Ja“ sagten dazu 70 Prozent der Aktionsteilnehmer:innen, 30 Prozent „Nein“. Und auch diese Erfahrung werden die Aktionsteilnehmer:innen möglicherweise selbst gemacht haben: „Wenn ich mich für ein Praktikum bewerbe und wegen des Kopftuches abgelehnt werde. Ist das Rassismus für Dich?“ Für 90 Prozent gab es da ein klares JA. Nur 10 Prozent antworteten mit Nein. Ebenso war die Meinung dazu gefragt: „Wenn ich korrigiert werde, obwohl man mich verstanden hat. Ist das Rassismus für Dich?“ 55 Prozent sagten „Ja“, 45 Prozent „Nein“.
Die Aktion und ihre Ergebnisse sind auch bei Instagram veröffentlicht. Natürlich sind die Ergebnisse nicht repräsentativ. Darauf kommt es auch gar nicht an. Wichtig ist den Akteur:innen vom OCB vor allem auszusprechen und öffentlich zu machen, wie sich Rassismus mit all seinen Facetten im Alltag zeigt. Für Viele ist das der erste Schritt, etwas dagegen zu tun. Und das gilt sicher nicht nur für den Jugendclub in Hohenschönhausen.
Wie man im OCB über Rassismus denkt, ist weithin sichtbar auf einem Banner über der Eingangstür zu lesen: „Rassismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen“. Dem stimmen sicher ganz Viele zu. Unabhängig von Aktionswochen!
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