oskar im Jahr 2033 – Foresight-Workshop für Zukunftsperspektiven

Wie wird die Zukunft aussehen? Wir werden wir in zehn Jahren leben? Wie wird sich freiwilliges Engagement durch Digitalisierung, Individualisierung und Klimawandel verändern? Diese Fragen stellten sich sieben Mitarbeitende und Ehrenamtliche der oskar freiwilligenagentur lichtenberg in einem ganztägigen Workshop am 27. Januar 2023. Angeleitet wurden sie von zwei Referentinnen vom ZiviZ Stifterverband. ZiviZ steht für „Zivilgesellschaft in Zahlen‟.

Antje Klaudius und Laura Benning von ZiviZ erklärten zunächst das Konzept des Workshops, in dem eine Methode namens „Foresight‟ angewandt wurde. Das englische Wort „Foresight‟ bedeutet „Voraussicht‟ oder „strategische Vorausschau‟. Diese Methode hilft Unternehmen und Organisationen dabei, Herausforderungen und Chancen für die Zukunft zu erkennen. So können sie sich darauf vorbereiten und schon in der Gegenwart ihre Arbeit entsprechend ausrichten. In der Wirtschaft und Politik wird die Foresight-Methode schon lange angewendet. Ziviz möchte dafür sorgen, dass sie auch in zivilgesellschaftlichen Organisationen bekannter wird.

Ein Tisch mit Lego und Papier in Sprechblasenform mit Begriffen darauf
Die Foresight-Methode beinhaltet viele kreative Elemente. Hier der Aufbau eines Szenarios mit Lego und Papier

Wie wird sich freiwilliges Engagement entwickeln?

Im ersten Schritt werden vier Kernbereiche bestimmt, die besonders viel Einfluss auf die Arbeit haben. Bei oskar entschieden sich die Teilnehmenden gemeinsam für die Bereiche Digitalisierung, Klimawandel, exogene Schocks (das sind z.B. Pandemie, Krieg, Inflation) sowie Gesellschaftsbild. In einer ersten Gruppenarbeit dachten sie sich die jeweils positivsten und negativsten Zukunftsszenarien aus jedem Bereich aus.

Der Zeitraum, an den sie denken sollten, waren die nächsten zehn Jahre. Beim Klimawandel standen auf der optimistischen Seite zum Beispiel das Erreichen des 1,5 Grad Ziels, eine klimafreundliche Politik, starker Ausbau des ÖPNV und die Entwicklung von CO2-Speichern. Auf der pessimistischen Seite fanden sich unter anderem zunehmende Naturkatastrophen, Migration durch Nahrungsknappheit oder Gesundheitsgefahren durch Hitze und Feinstaub. Alle Punkte wurden auf verschiedenfarbige Karten geschrieben und auf einer Pinnwand gesammelt. Bevor es weiterging, gab es eine Mittagspause und zur Stärkung Gnocchi mit Pilzsoße und Salat.

In der Wirtschaft und Politik wird die Foresight-Methode schon lange angewendet. ZiviZ möchte dafür sorgen, dass sie auch in zivilgesellschaftlichen Organisationen bekannter wird.

Mit Mari und Oskarlinchen ins Jahr 2033

Für den nächsten Schritt der Foresight-Methode sortieren die Referentinnen alle negativen Kärtchen aus den vier Bereichen zusammen und alle positiven Kärtchen. Nun sollten sich die Teilnehmenden aussuchen, ob sie lieber mit den Szenarien für eine sehr positive Zukunft oder mit den pessimistischen Annahmen weitermachen wollten. Entsprechend teilten sie sich in zwei Gruppen auf. Jede Gruppe bekam Unterstützung von einer der Referentinnen. Die Aufgabe war, sich eine „typische‟ freiwillig engagierte Person aus der Zukunft in zehn Jahren vorzustellen. Sie sollte einen Namen bekommen und eine kleine Geschichte. Das hilft dabei, sich die Zukunft detailliert und realistisch vorzustellen. So entstanden die fiktiven Ehrenamtlichen Mari und Oskarlinchen.

Vernetzung und Vielfalt

Zwei jüngere Frauen von der Seite auf Stühlen sitzendsitzend
Unsere Referent:innen Antje und Laura von ZiviZ.

Mari lebt im Lichtenberg des Jahres 2033, das wöchentlich von schweren Stürmen und Hitzewellen heimgesucht wird. Die Gesellschaft ist stark gespalten und viele Menschen kämpfen um ihr finanzielles Überleben. Wer es sich leisten kann, fährt mit dem dicken SUV zur Arbeit im Kohlekraftwerk. Mari möchte diesen Zustand nicht einfach hinnehmen und sucht Menschen, die klimabewusst leben und sich gegenseitig unterstützen. Die oskar | freiwilligenagentur lichtenberg im fiktiven Jahr 2033 hilft Mari dabei, vielfältige Menschen und Initiativen kennen zu lernen.
Oskarlinchen wiederum lebt in einer freundlichen, bunten Zukunft. Ihre Welt bauten die Workshop-Teilnehmenden anschaulich mit buntem Lego auf. Oskarlinchen lebt in einem Mehrgenerationenhaus und arbeitet im gemeinschaftlich bebauten Kiezgarten. Alles ist bio und der Strom kommt von Solarzellen auf dem Dach. Die Digitalisierung ist soweit fortgeschritten, dass den Menschen unangenehme Arbeiten von künstlicher Intelligenz und Maschinen abgenommen werden und vieles effizienter ist. Dabei haben die Menschen aber die völlige Kontrolle über ihre Daten. Oskarlinchen wendet sich an oskar im fiktiven Jahr 2033, weil sie sich und ihren Kiezgarten mit ähnlichen Projekten vernetzten möchte, um voneinander zu lernen.

Die Zukunft mitgestalten

Allen war klar, dass keines der beiden Szenarien genau so Wirklichkeit werden wird. Sich diese Extreme vorzustellen hilft aber dabei, an viele mögliche Entwicklungen zu denken und nichts Wichtiges zu vergessen. Das ist entscheidend für den letzten Schritt der Foresight-Methode: das Ableiten von Handlungsoptionen. Schließlich sollten beim Workshop greifbare Ergebnisse für oskar herauskommen. Dafür überlegten alle, was oskar tun kann, um in zehn Jahren Mari und Oskarlinchen bei ihrem Engagement unterstützen zu können. Hierbei zahlte es sich besonders aus, dass in diesem Workshop Hauptamtliche und Ehrenamtliche gemeinsam diskutierten. Die Hauptamtlichen konnten Ideen einbringen, für deren Diskussion im Arbeitsalltag meist die Zeit fehlt. Die Ehrenamtlichen stellten sich ihre eigene Situation in einigen Jahren vor und bekamen spannende Denkanstöße, wie sie ihr persönliches Engagement weiterentwickeln könnten.

Zwei Junge Frauen an einem runden Tisch unterhalten sich

Neues und Bewährtes verbinden

Peter Wagenknecht, Projektleiter der oskar | freiwilligenagentur lichtenberg, freut sich darüber, dass das konzentrierte Nachdenken über Zukunftsstrategien gezeigt hat, in welchen Bereichen die Freiwilligenagentur schon auf dem richtigen Weg ist. Dazu kamen neue Anstöße, weil von den Teilnehmenden vielfältige Perspektiven eingeflossen sind. Er sagt: „Wir möchten in den nächsten Jahren noch besser darin werden, Projekte und Organisationen zu vernetzen und dafür eine Plattform bieten. Dazu wollen wir auch intensiver den Kontakt zu gesellschaftlichen Gruppen suchen, die bisher wenige Berührungspunkte mit oskar hatten, zum Beispiel die große vietnamesische Community in Lichtenberg.‟ Die laufenden Projekte sollen dadurch selbstverständlich nicht vernachlässigt werden. Peter Wagenknecht sieht noch eine große Herausforderung: „Mit den vorhandenen Ressourcen wird sich nicht alles umsetzten lassen‟, gibt er zu bedenken. „Umso wichtiger ist es, dass wir in den kommenden Wochen und Monaten unsere Zukunftsstrategie noch weiter ausarbeiten.‟

Zum Schluss waren sich alle einig, dass der Tag intensiv war und die vielen Eindrücke noch sacken müssen. Die Teilnahme hat aber allen Spaß gemacht und das gute Gefühl erzeugt, die Zukunft mitgestalten zu können.

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Dieses Interview entstand in der Redaktion Zeigen, was geht!
Sie ist die Freiwilligen-Redaktion der oskar | freiwilligenagentur lichtenberg. Freiwillig Engagierte verfassen für die Redaktion Beiträge über Themen im Zusammenhang mit Engagement. Das Format der Beiträge kann in der Redaktion frei gewählt werden, neben Texten sind auch Videos oder anderes möglich. Die jährlich stattfindenden Freiwilligentage stehen besonders im Fokus. Die Zeigen, was geht! – Redaktion steht allen Interessierten offen. Wir treffen uns an jedem 2. Donnerstag im Monat. Wer mitmachen möchte, meldet sich bitte bei Gül Yavuz: guel.yavuz@oskar.berlin