Steigende Preise allerorts in den Supermärkten und Geschäften, bisher kaum vorstellbare Kostensteigerungen bei Gas und Strom, tief in die Tasche greifen müssen an den Tankstellen des Landes – es gibt wenige, die davon nicht betroffen sind. Über die Unterstützungsmaßnahmen des Staates sind die Meinungen geteilt. Viele Menschen sind auf Helfende angewiesen. Was aber, wenn die Helfenden selbst Hilfe brauchen? Wie geht es ihnen und wo ist Unterstützung gefragt?
Wir haben uns in Lichtenberg mal umgehört und sprachen mit dem Team von Weit.Blick. Das Familien- und Gemeindezentrum Weit.Blick der Berliner Stadtmission im Lichtenberger Weitlingkiez bietet vielfältige Aktivitäten für Jung und Alt an: Es gibt ein Familienzentrum mit einem Café, eine KiTa, ein Projekt zur Unterstützung von Familien in benachteiligten Lebenslagen und eine Gemeinde.
oskar: Aktuell sind die Zeiten nicht einfach. Da sind der Krieg in der Ukraine und seine Folgen, die Inflation und die Energiekrise sowie die Corona-Pandemie, die ja auch noch nicht vorbei ist. Viele Menschen sind unsicher, was die Zukunft bringt. Sind die Leute deshalb auch zurückhaltender, was das ehrenamtliche Engagement betrifft?
Team von Weit.Blick: Wir im Weit.Blick hatten schwierige Startbedingungen. Einen Monat nach unserer Eröffnung im Februar 2020 kam die Pandemie. Da mussten wir beispielsweise das Café coronabedingt schließen. Auch die anderen Angebote haben wir immer wieder den neuen gesetzlichen Bestimmungen angepasst. Trotzdem gab es stets Menschen, die sich in unserem Haus ehrenamtlich engagiert haben und diese Herausforderungen mit viel Spontanität und Geduld auf sich genommen haben. Aktuell können wir dennoch in den unterschiedlichsten Bereichen Hilfe gebrauchen. Denn unser Angebot wächst ständig: So konnten wir die Cafézeiten auf drei Öffnungstage erweitern, an denen wir auch Hausaufgabenhilfe für Kinder anbieten.
Die hohen Energiekosten sind gerade überall Thema. Bekommen Sie ihre Räumlichkeiten noch warm, angesichts der gestiegenen Heizkosten?
Im Weit.Blick haben wir Räume zum Verweilen, wie beispielsweise das Café, aber auch Beratungsräume oder Zimmer, in denen kreativ gearbeitet werden kann. Die Berliner Stadtmission achtet insgesamt auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen, dennoch muss bei uns niemand frieren.
Die Tendenz wird erkennbar, dass immer mehr Menschen von Armut bedroht sind und Existenzängste haben. Sie finden bei Ihnen offene Ohren und Hilfsangebote. Aber auch die Helfenden brauchen sicherlich mal Unterstützung…
Wenn es einem nicht gut geht, ist es immer wichtig zu wissen, dass es Hilfe gibt, man nicht alleine ist mit seinen Sorgen. Daher ist es ratsam, in den Austausch zu gehen und sich Hilfe zu holen, sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Gerade in angespannten Zeiten gibt das Miteinander und die Besinnung auf Positives viel Kraft und Trost. Wir möchten immer wieder genau solche Momente schaffen, sowohl für die Besucher:innen des Hauses als auch für uns als Team.
Neben den Finanzen benötigt das Weit.Blick auch immer wieder die Hilfe von engagierten Ehrenamtlichen.
Team von Weit.Blick
Viele Projekte bei der Berliner Stadtmission sind zusätzlich spendenfinanziert. Womit kann man dem Weit.Blick am besten helfen, damit die vielfältigen Angebote auch weiterhin existieren können?
Einige Bereiche des Weit.Blick, wie etwa das Familienzentrum, werden nicht staatlich gefördert und finanzieren ihre Angebote und ihr Personal allein durch Spenden – dafür brauchen wir also Geld. Neben den Finanzen benötigt das Weit.Blick aber auch immer wieder die Hilfe von engagierten Ehrenamtlichen. Wir heißen alle tatkräftigen Unterstützer:innen herzlich willkommen, ob im Café, im Familienzentrum oder in der Gemeinde. Und unsere Kita freut sich immer über Bewerbungen von pädagogischen Fachkräften. Wir hoffen, dass der Bezirk Lichtenberg das Familienzentrum Weit.Blick zukünftig in die Regelförderung aufnehmen und damit zur Sicherung und Verstetigung unserer Arbeit beitragen wird.
Das erfolgreiche Projekt „Bündnis für Familien mit Weit.Blick“ unterstützt Familien, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind. Am 31. Dezember ist das Projekt ausgelaufen. Wird es eine Verlängerung geben?
Wir konnten in der ersten Projektphase bereits viele Familien begleiten und unterstützen. Es haben sich vielfältige Netzwerkkontakte aufgebaut, diese werden wir aufrechterhalten. Daher begrüßen wir es sehr, dass es eine Fortführung des Akti(F)-Programms geben wird, auf welche sich Träger bewerben können. So hoffen wir darauf, dass es im Sommer mit einem neuen Akti(F)-Projekt weiter gehen kann. Sobald es neue Informationen dazu gibt, werden wir diese auf unserer Webseite unter https://www.berliner-stadtmission.de/weitblick/buendnis-fuer-familien veröffentlichen.
Wer Interesse hat, sich über die aktuellen Angebote des Familien- und Gemeindezentrums Weit.Blick zu informieren, kann sich gerne für unseren Newsletter anmelden unter: familienzentrum-weitblick@berliner-stadtmission.de
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