Ehrfahrungsbericht von unserem Berater Peter Breitfeld
In der Not zeigt sich der wahre Charakter. Das sagt man doch so. Eine Weisheit, die sowohl auf den Einzelnen, als auch auf den Zustand des Gemeinwesens bezogen werden kann. Angesichts von Hamsterkäufen und dem Run auf Toilettenpapier in der Corona-Krise war ich mir nicht so sicher, wie es um Solidarität und Mitmenschlichkeit bei uns so bestellt ist. Zwei Erlebnisse in den letzten Tagen haben mich nun aber wieder deutlich positiver gestimmt.
Ich bin in dem Alter, wo man als Risikogruppe gilt und sich besonders vorsehen soll. Ich halte mich deshalb vorwiegend in der Wohnung auf. Vor ein paar Tagen klingelte es am frühen Nachmittag an der Wohnungstür. Ich war überrascht, denn mit unverhofftem Besuch rechnet man ja derzeit eher nicht. Als ich die Tür öffnete stand meine über mir wohnende Nachbarin davor. Wir grüßen uns, wenn wir uns sehen und wechseln auch mal ein Wort miteinander. Sie freut sich sicher auch, wenn ich mal eine Postsendung für sie in Empfang nehme. Sonst kennen wir uns aber nicht näher. „Ich wollte nur mal sehen, wie es Ihnen geht?“, war ihre Frage nachdem wir uns hallo gesagt hatten. Ich konnte ihr sagen, dass bei mir alles in Ordnung ist und ich zurechtkomme. Ihre Antwort: „Wenn sie Hilfe brauchen und wir beim Einkaufen für sie was mitbringen sollen, dann sagen sie Bescheid. Wir helfen Ihnen gern.“ Wir haben dann noch ein paar Worte gewechselt. Vor allem habe ich mich für das Angebot bedankt und gesagt, dass ich bei Bedarf gern darauf zurückkomme.
Einen Tag später war ich nach dem Mittagessen in der Frühlingssonne auf einem kleinen Spaziergang rund ums Carree. Die Lunge mal etwas durchlüften, das tut ja gut. Ich war schon fast wieder zu Hause und wollte gerade die Straße überqueren, als mir von der anderen Seite eine Frau mit geschobenem Fahrrad entgegen kam. Ich erkannte sie. Sie wohnt bei mir im Nachbarhaus. Beide Häuser haben einen gemeinsamen Hofgarten. Bei schönem Wetter spielt sie und ihr Mann dort oft mit ihren Kindern. Auch so treffen wir uns hin und wieder mal auf der Straße und grüßen uns. Wir kennen uns also nur von Angesicht. Sie steuerte direkt auf mich zu und sagte: „Wenn sie Hilfe brauchen, können sie sich gern an mich wenden. Sie wissen ja, ich wohne im Nachbarhaus gleich im Erdgeschoss“. Und dann sagte sie mir noch ihren Namen. Auch hier erwiderte ich, dass ich für das Hilfeangebot dankbar bin und es bei Bedarf gern nutzen werde. Mit einem Lächeln im Gesicht habe ich dann meinen Spaziergang zu Ende gebracht.
Vielleicht hatten sie ja ähnliche Erlebnisse. Ich jedenfalls habe mich sehr darüber gefreut und bei mir gedacht, so schlecht ist es um unser menschliches Miteinander doch nicht bestellt.
Auch hier auf der oskar-Hompage können Hilfesuchende und Hilfegebende zusammenfinden. Nutzen Sie die Möglichkeit. Ich will als ehrenamtlicher oskar-Berater gern mithelfen, dass die Kontakte geknüpft werden können.