Flohmarkt und engagierte Nachbarn in der Rummelsburger Bucht

Zum Nachbarschafts-Flohmarkt an der Rummelsburger Bucht haben sich am 9. September 2023 Eltern und Kinder mit etwa 30 Flohmarktständen zusammengefunden. Spielsachen und gebrauchte Kinderkleidung sind auf Decken und Tapeziertischen ausgebreitet. An diesem Samstag zeigt sich der Spätsommer noch einmal mit voller Kraft. Zum Schutz vor der Sonne haben einige Sonnenschirme aufgespannt. Zahlreiche Flohmarktgäste bummeln über die kleine Rasenfläche und die Wege zwischen historischen Backsteinbauten, die heute Eigentumswohnungen sind.

Über freiwilliges Engagement austauschen

Zwischen Pokemon-Kostüm, Bilderbüchern und Plüsch-Dinos werden auch Kaffee und Kuchen, Gegrilltes und Salate verkauft. An Informationsständen kann man sich mit Engagierten vom Nachbarschaftsverein WiR e.V. und vom Deutschen Roten Kreuz austauschen. Auch das iKARUS stadtteilzentrum Lichtenberg-Süd ist mit Materialien rund um freiwilliges Engagement vertreten. Hans Pagel von WiR e.V. (Wohnen in der Rummelsburger Bucht e.V.) erzählt, dass der Verein über 100 Mitglieder hat – bei einer Einwohnendenzahl von 4.500 Menschen im Einzugsgebiet.

Flohmarktstände sind auf einem Weg zwischen kleinen Büschen und Bäumen aufgebaut. Es sind Kleidung und Bücher zu erkennen. Die Verkäufer:innen und Kaufenden sind sommerlich gekleidet und die Sonne scheint. Im Hintergrund steht ein mehrere Stockwerke hoher Turm aus rotem Backstein. Links wird das Bild von der Wand eines anderen Backsteingebäudes begrenzt.
Der Nachbarschafts-Flohmarkt an der Rummelsburger Bucht fand zwischen historischen Backsteinbauten statt.

Bürgerschaftliches Engagement fördern

WiR e.V. fördert nach eigenen Angaben lokale Veranstaltungen, bürgerschaftliches Engagement und die historische Auseinandersetzung mit dem Stadtteil. Wo heute ein Wohngebiet steht, war nämlich seit dem 19. Jahrhundert ein Arbeitshaus, im Nationalsozialismus eine Anstalt für „Asoziale‟ und in der DDR ein Gefängnis. In den letzten zwei Jahrzehnten entstand ein Wohngebiet mit Mehrfamilienhäusern, Reihenhäusern und Lofts. Die alten Backsteingebäude wurden teilweise zu Wohnungen umgebaut oder anders weitergenutzt.

Nachbarschaft entsteht durch Austausch und Engagement

Das Gebiet liegt idyllisch an der Rummelsburger Bucht – die Spree bildet hier einen großen See. Man fühlt sich wie am Stadtrand, wobei das Ostkreuz nicht weit weg ist. Die Bebauung entlang der Rummelsburger Bucht wächst weiter. Viele der Wohnungen sind sehr teuer, Bauprojekte politisch und gesellschaftlich umstritten. Hans erzählt auch vom Kiezforum Rummelsburg, in dem er besonders aktiv ist, und das die weiteren Bebauungspläne im Blick behält. Sie wünschen sich, dass die Nachbarschaft gemischt bleibt und die neuen Wohnungen nicht nur als Investment oder Kurzzeitwohnung gekauft werden. Denn Nachbarschaft und ein lebenswertes Wohnumfeld entstehen erst durch Austausch und Engagement.

Nachbarschaft und ein lebenswertes Wohnumfeld entstehen erst durch Austausch und Engagement.

Kiezforum Rummelsburg
Auf einem runden, hellen Tisch liegen Broschüren. Zu erkennen sind die Titel "Lichtenberger Woche der Generationen" "Kiezfond Lichtenberg", "Paul und das Ehrenamt". Dazwischen stehen hohe weiße Mehrweg-Kaffeebecher mit der Aufschrift "ich bin engagiert".
Am Informationsstand vom iKARUS stadtteilzentrum Lichtenberg-Süd konnte man sich zu freiwilligem Engagement austauschen.

Roboter-Workshop

Am Kopfende des Flohmarkt-Platzes steht das „Alte Lazarett‟. Es ist inzwischen ein Veranstaltungssaal für die Nachbarschaft. Am Tag des Flohmarkts gibt es darin einen Roboter-Workshop. Kleinen Robotern, nur so groß wie Spielzeugautos, wird beigebracht, auf einem Tisch herumzufahren. Etwa zehn junge Interessierte hören gespannt zu, was der Workshop-Leiter dazu erklärt.

Engagement gegen Bürokratie

Auf den Stufen vor dem „Alten Lazarett‟ wird derweil eine Preisverleihung vorbereitet. Stephanie Lücke wird mit dem Lichtenberger Bezirkstaler für ihr Engagement ausgezeichnet. Sie hat sich über Jahre dafür eingesetzt, dass in der Nachbarschaft eine Brachfläche als Freizeitort für Kinder und Jugendliche genutzt werden kann. Der Bezirkstaler wird ihr von der Bezirksstadträtin Filiz Keküllüoğlu (Bündnis 90/Die Grünen) überreicht. Diese erzählt, wie konstruktiv die Zusammenarbeit mit Frau Lücke war. Sie betont aber auch, dass die Mühlen der Bürokratie langsam mahlen und es deshalb besonders wichtig ist, dass sich Menschen unermüdlich für das einsetzen, was ihnen wichtig ist.

Vier Personen stehen auf einem Treppenabsatz vor einem roten Backsteingebäude. Über der offenen Tür steht in Großbuchstaben "Altes Lazarett". Die zweite Person von rechts spricht gerade und sieht dabei den Betrachter an. Sie hat kurze graue Haare und trägt ein sommerliches Jeanskleid. Die anderen Personen stehen daneben und hören zu.
Stephanie Lücke (zweite von rechts) bekam für ihr Engagement den Lichtenberger Bezirkstaler von Bezirksstadträtin Filiz Keküllüoğlu (rechts) verliehen. In ihrer Rede betonte Sie, dass Erwachsene sich für Kinder und Jugendliche einsetzen müssen. 
Vier Personen stehen auf einer Treppe  vor einer geöffneten Tür. Die Person links hält ein Schild vor sich und die anderen drei blicken darauf und lächeln. Man sieht nicht, was auf dem Schild steht. Die zweite Person von links hält ebenfalls ein Schild vor sich. Darauf ist in ein grüner Bus gemalt, der auf einer Wise zwischen Bäumen steht. Darüber steht in schwarzer Schrift "Das RuBu-Mobil ist offen".
Stephanie Lücke (zweite von rechts) bekam den Lichtenberger Bezirkstaler für ihr Engagement, durch das eine Freizeitfläche für Kinder und Jugendliche entstand.

Kinder brauchen eine Lobby

Auch die Geehrte selbst kommt zu Wort. „Kinder haben keine Lobby, deshalb müssen sich Erwachsene einsetzen‟, ist die Kernaussage ihrer kleinen Rede. Stephanie Lücke wünscht sich, dass das neue Freizeitareal den Austausch unter den Nachbarn fördert. Sie weist auch darauf hin, dass die Nutzung des Geländes nur bis 2025 gesichert ist und eine langfristige Lösung her muss, damit Kinder und Jugendliche draußen spielen können.

Kinder haben keine Lobby, deshalb müssen sich Erwachsene einsetzen

Stephanie Lücke
Auf einem Biertisch stehen verschiedene Kuchensorten und Muffins auf Tabletts und Kuchenblechen.
Neben den Flohmarktständen wurde auch leckerer Kuchen verkauft, den Nachbar:innen gebacken hatten.

Tischtennis und Street Dance

Wer Lust hatte, konnte sich das neue Freizeitareal an der Hauptstraße 8 direkt ansehen. Hinter einem schweren Eisentor zwischen Backsteingebäuden versteckt sich eine Rasenfläche mit Tischtennisplatten und kleinen Fußballtoren. Daneben steht auf ehemaligen Parkplätzen ein Basketballkorb. Am Rand der Sportflächen parkt ein alter grüner Bus unter Bäumen. Der gehört zur JuLi gGmbH (Jugendhilfe in Lichtenberg). JuLi bietet hier mehrere Stunden am Tag Freizeitaktivitäten wie Street Dance und Malen an. Außerhalb dieser Zeiten wird das Tor abgeschlossen. Für längere Öffnungszeiten werden übrigens noch freiwillige Anwohner:innen gesucht.

Foto links: Das grüne RuBu-Mobil gehört zu JuLi (Jugendhilfe in Lichtenberg). Dort gibt es regelmäßig Freizeitangebote wie Street Dance und Basteln.
Foto rechts: Auf dem neuen Freizeitareal in der Hauptstraße 8 in Rummelsburg können Kinder und Jugendliche endlich wieder Tischtennis, Fußball und Basketball spielen.

Dieser Beitrag entstand in der Redaktion Zeigen, was geht!
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