Ich dachte immer freiwilliges Engagement entsteht im Bauch und kommt von Herzen. Bei mir jedenfalls ist das so. Na gut, ein bisschen Verstand ist auch dabei. Nun höre ich aber: freiwilliges Engagement lässt sich lernen. Es gibt sogar eine Lernform dafür. Die heißt Lernen durch Engagement. Schüler:innen entwickeln im Unterricht Projekte, die dem Gemeinwohl in ihrem direkten Lebensumfeld zu gute kommen, also ihrem Kiez, dem Stadtteil oder der Gemeinde. Und eine spezielle Fortbildung für Lehrkräfte gibt es auch. (Alles, was Sie dazu wissen müssen, finden Sie hier.)

Na ich bin da eher skeptisch. Fridays for Future ist schließlich auch nicht im Unterreicht entstanden. Aber fragen wir doch Jenny Stiebitz. Sie ist bei Oskar für Junges Engagement zuständig. Sie weiß Bescheid und sagt:

„Offensichtlich kann „Lernen durch Engagement“ ganz unterschiedlich verstanden werden. Hinter dem Konzept verbirgt sich nicht zwangsläufig das Erlernen von Engagement. Dahinter verbirgt sich vielmehr die Chance für junge Menschen, Zugang zu freiwilligem Engagement und damit ganz neuen Lern- und Erfahrungsräumen zu erhalten.

Sicher wäre es wünschenswert, wenn wir dies in die Wiege gelegt bekommen. Doch das ist nicht so. Deswegen möchte ich das Konzept stärken und nutzen, um Bildung chancengerechter zu machen. Denn es geht letztlich nicht  nur um den individuellen Kompetenzzuwachs der Schüler:innen durch freiwilliges Engagement. Eine Bescheinigung über das Engagement, die die jeweilige Bewerbungsmappe aufwertet, ist doch was. Oder ggf. auch eine Besserstellung durch freiwilliges Engagement bei der Ausbildungs- und/oder Studienplatzvergabe. Oder die besseren Aussichten bei der Bewerbung um ein Stipendium. Um diese Faktoren geht es auch.

Und aus Erfahrung zeigt sich, wer sich einmal engagiert hat und spüren konnte, welche Wirkung die eigene Teilhabe hatte, der kommt wieder. Davon profitieren die Gesellschaft und das Individuum. „Lernen durch Engagement“ ist der Türöffner für alle Schüler:innen sich dieser Möglichkeit an Gesellschaft teilzuhaben, bedienen zu können.“

Nun sind wir aber gespannt, was Sie dazu sagen. Lässt sich freiwilliges Engagement lernen? Wir freuen uns auf Ihre Meinung. Nutzen Sie dafür einfach hier unsere Kommentarfunktion.

Das Beitragsbild zeigt die Beteiligung von Jugendlichen am KiezCamp2019 in Charlottenburg-Wilmersdorf, Fotograf: Rainer Kurzeder.

3 Kommentare

  1. Warum nicht. Freiwilliges Engagement ist so wichtig, da kann auch gern im Schulunterricht etwas dafür getan werden. Für mich ist aber noch wichtiger, wenn die Eltern und Oma und Opa den jungen Heranwachsenden vorleben, dass freiwilliges Engagement einfach zum Alltag dazu gehört und auch Freude bringt. Das kann kein Unterricht ersetzten.

  2. Lernen durch Engagement hätte ich erstmal so verstanden, dass Leute in einem ehrenamtlichen Projekt Neues lernen können und sich weiterentwickeln können.

    Aber die Frage, ob sich Engagement erlernen lässt, finde ich auch sehr spannend. Ich schließe mich Knut an, dass eine innere Bereitschaft da sein muss. Aber wer im Leben nie mit Ehrenamt in Berührung gekommen ist, muss erstmal lernen, was es so gibt und wie das alles funktioniert. Es ist ja keine Raketenwissenschaft. Aber das muss man auch erstmal wissen. Wenn Familie oder Freunde nicht durch Vorleben ranführen können, aus welchen Gründen auch immer, ist so etwas wie „Lernen durch Engagement“ sicher eine gute Chance.

  3. Freiwilliges Engagement kommt seinem Wesen nach von Innen.
    Freiwillig, ganz ohne Bezahlung für andere Menschen, die nicht zum Familien- oder Freundeskreis gehören, tätig zu werden, muss man schon wollen. So ganz selbstverständlich ist das in unserer Zeit nicht.
    Zur Freiwilligenarbeit sollte man weder genötigt noch verpflichtet werden.

    Wir alle lernen auch aus Erfahrung. Jungen Menschen eine Gelegenheit zu bieten, Freiwilligentätigkeit als eine Bereicherung wahrnehmen zu können, ist wichtig und notwendig.
    Die Dankbarkeit, die man für Hilfeleistungen bekommen kann, der Stolz, den man für Geschaffenes empfinden kann, tragen wesentlich zur Persönlichkeitsbildung bei.

    Aus Erfahrung lernen – das Gelernte verinnerlichen – und dann mit Freude und Elan
    ran ans Freiwillige Engagement.
    All das funktioniert allerdings nur auf der Basis sozialer Sicherheit.

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