Text: Peter Breitfeld / Dagmar Poetzsch                              Fotos: Dagmar Poetzsch / Ute Thomas

Vielerorts wurde am vergangenen Freitag der Tag der Nachbarn begangen. Am letzten Freitag im Mai ist es inzwischen gute Tradition, dass sich Menschen in ihrer Nachbarschaft zu einem Nachbarschaftsfest treffen, unabhängig von Herkunft, Einkommen, Alter, sozialer Schicht oder religiöser Zugehörigkeit. Blume Luise Albers wäre bei einem solchen Nachbarschaftsfest sicher auch gern dabei gewesen. Als sie in den 1940iger Jahren in Lichtenberg lebte, gab es einen solchen Tag im Nazideutschland nicht. Und sie war Jüdin. Wer hätte sie wohl zu einem solchen Treffen eingeladen?

Ein Mann kniet vor dem aufgerissenen Gehweg und velegt den Stolperstein. Eine Gruppe Menschen schaut ihm dabei zu

Seit dem 28. Mai 2021 erinnert nun ein Stolperstein im Gehweg vor der Suermondtstraße 46 an sie, an Blume Luise, die dort als Nachbarin lebte. 1927 wurden durch den Mitbegründer der Grunderwerbs- und Baugesellschaft in Hohenschönhausen, Henry Suermondt, die Häuserblocks Nummer 38 bis 55 neu errichtet. Das Ehepaar Albers bezog in der Nr. 46 im Parterre eine Wohnung mit 2 Stuben, Küche und Bad. Blume Luise Albers war Hausfrau. Ihr Ehemann Oskar, ein evangelischer Steuerbeamten verstarb am 4. Oktober 1940 in der gemeinsamen Wohnung. Damit verlor sie ihren Schutz, den ihr die Mischehe gab.

Am 10. September 1943 wurde Blume Luise Albers ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und noch im gleichen Jahr im Konzentrationslager Auschwitz im Alter von 65 Jahren ermordet.

Zur Verlegungszeremonie waren zahlreiche Lichtenberger:innen gekommen, um Blume Luise Albers zu gedenken. Unter ihnen Dr. Gesine Lötzsch (Die Linke), Bundestagsabgeordnete aus Lichtenberg und der Bezirksbürger:innenmeister Michael Grunst (Die Linke). Es ist der 151. Stolperstein, der in Lichtenberg verlegt wurde. Die Zeremonie begleitete musikalisch Johann-Vincent Slawinski, der schon oft Stolpersteinverlegungen eine besonders emotionale Note gab. Für Dagmar Poetzsch, Ansprechpartnerin für Erinnerungskultur in Lichtenberg, wird es nicht zur Routine, wenn sie jede der kleinen Zeremonien mit den Worten beendet: Nie vergessen! Das ist wohl auch die Ansicht all jener, die zu diesem besonderen Treffen am Tag der Nachbarschaft gekommen sind. Nie vergessen! Wir müssen es immer und immer wieder sagen.

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