Interview mit Ariane Dunkel, Jugendengagementpreisträgerin 2023
Ariane Dunkel wurde 2023 mit dem Jugendengagementpreis Lichtenbergs ausgezeichnet. Ich habe sie damals interviewt. Und jetzt beim Aufräumen meiner Dateien auf meinem Rechner ist mir das Interview wieder in die Hände gefallen. Wie wird es Ari, so darf ich sie nennen, heute gehen? Was macht sie heute? Engagiert sie sich noch im magda?
Frag sie doch, ob sie dir erneut ein Interview gibt. Da kannst du ihr die Fragen stellen, dachte ich mir. Bestimmt interessiert das andere auch. Ich habe gefragt und Ari hat zugestimmt. Hier ist das Interview:
Hey Ari, wie geht´s Dir? Bei unserem letzten Interview vor zwei Jahren hast Du mir erzählt, dass Du eher ein praktischer Typ bist und nach dem Abi keine rechte Lust hattest, Dich in den Unihörsaal zu setzen. Du wolltest lieber eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik beginnen. Ist es dabei geblieben und wie weit bist Du damit? Oder hast Du es Dir noch mal anders überlegt?
Ariane Dunkel: Zurzeit geht es mir fabelhaft, da ich viel unterwegs bin – sei es privat mit Freunden auf einem Festival oder beruflich auf verschiedenen Produktionen. Tatsächlich ist alles so geblieben: Ich bin ein sehr praktischer Mensch und befinde mich derzeit am Ende des zweiten Lehrjahres. Seit Juli 2024 wohne ich in meiner eigenen kleinen Wohnung. Ich bin sehr zufrieden mit dem, wo ich momentan stehe, und bereue bisher keine meiner Entscheidungen.
Ausbildung und Beruf sind dann doch noch mal was anderes, als Schulbank drücken. Die Erfahrung hast Du sicher auch gemacht. Wie sieht es aus, bleibt da noch Zeit und Kraft für freiwilliges Engagement? Anlass für unser erstes Interview war ja, dass Du den Lichtenberger Jugendengagementpreis 2023 erhalten hast, vor allem für Dein Engagement im magda Caritas-Jugendzentrum. Bist Du da noch aktiv? Und wenn ja, wie sieht Dein Engagement dort heute aus?
Ariane Dunkel: Natürlich ist es in bestimmten Zeiten ziemlich anstrengend, meine Ausbildung sowie meine anderen Jobs unter einen Hut zu bekommen. Dazu kommt noch, dass ich nicht immer ausreichend Zeit für meine Wohnung habe, für meine Freunde, Hobbys oder einfach für mich selbst. In manchen Monaten ist es leider so, dass ich hier und da Dinge liegen lasse – darunter fällt leider auch mein Engagement.

Ich merke schon einen deutlichen Unterschied im Vergleich zu vor zwei Jahren. Es fällt mir schwer, nach der Arbeit noch ins magda zu gehen – sei es aus Zeit- oder Kraftmangel, denn mein Feierabend ist meist erst gegen 18 Uhr. Wenn ich allerdings Schule habe, versuche ich, wieder regelmäßiger im Magda zu sein. Es klappt nicht immer, aber ich gebe stets mein Bestes. Hin und wieder werde ich von den Betreuern gefragt, ob ich bei einem Ausflug mitkommen kann – je nachdem nehme ich mir dann auch mal einen Tag von der Ausbildung frei. Und wenn ich im magda bin, fragen mich viele Jugendliche, wie es mir geht oder was ich in der Zwischenzeit gemacht habe. In dieser Zeit lerne ich auch immer wieder neue Jugendliche kennen.

Manche Projekte wie zuletzt das Gartenprojekt sind zeitlich leider schwierig für mich umzusetzen. Aber bei den Jugendfahrten oder den Sommer- und Weihnachtsfesten werde ich auf keinen Fall fehlen! Ich versuche mir bei solchen besonderen Tagen immer Zeit fürs magda zu nehmen und spreche auch offen mit meiner Ausbildungsstelle, damit sie Bescheid wissen. In den letzten zwei Jahren habe ich bei den Weihnachtsfeiern immer eine kleine Überraschung für die Jugendlichen organisiert – sei es ein Ratespiel über das Magda oder eine Art Kahoot-Abend. Die Jugendlichen haben großen Spaß dabei, und jede*r kann daran teilnehmen.
Wie ist es bei Deiner Ausbildungsstelle. Wenn Du mal frei haben möchtest für Dein freiwilliges Engagement beim magda, rennst Du da eher offene Türen ein und wirst unterstützt oder wie sind da die Reaktionen?
Ariane Dunkel: Mein Ausbilder weiß über alles Bescheid und ich bin nicht die einzige in der Firma, die freiwillige Arbeit leistet. Daher war es recht „normal“ und wenn ich mir Tage blocken möchte, sammle ich im Voraus Überstunden oder nehme mir den Urlaub, wenn ich noch Tage frei habe. Je nachdem, ob es passt.
Und noch eine Nachfrage. Kahoot-Abend – da kann sich sicher nicht jeder etwas darunter vorstellen. Was macht Ihr da konkret?
Ariane Dunkel: Also den Kahoot abend gab es noch nicht so richtig, es steht aber auf meiner To-Do-Liste. Kahoot ist eine Website zum Erstellen von digitalen Quizspielen und Umfragen im Multi-Choice-Format. Alle Jugendliche können durch ein Online-Pin in das Spiel hineingelangen und so dann mitspielen. Man kann entweder schon gemachte Quize spielen oder man erstellt selber welche. Ist sehr praktisch und macht vielen Jugendlichen Spaß. Viele kennen dieses Format auch aus der Schule, da viele Lehrer dies gerne nutzen.
Ich erinnere mich noch daran, dass Dir drei Worte für Dein Leben sehr wichtig sind: höflich, hilfsbereit und respektvoll. Das hast Du von Deiner Mutter gelernt, erzähltest Du mir. Wie kommst Du damit durch die Zeit? Die ist ja eher geprägt von rauen Tönen. Jeder will Recht haben, andere Meinungen zählen wenig. Gewalt ist auch nicht selten im Spiel. Gelingt es Dir an Deiner Lebensweise und an Deinem Umgang mit Anderen festzuhalten?
Ariane Dunkel: Die Worte Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und Respekt prägen mein Leben tagtäglich – und das ist für mich selbstverständlich. Natürlich halte ich mit anderen gut Kontakt und verstehe mich mit den meisten Menschen sehr gut – aber nur, wenn auch sie diese Werte mitbringen. Ich merke ziemlich schnell in Gesprächen, ob ich mit einer Person zu tun haben möchte oder nicht.
Die Worte Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und Respekt prägen mein Leben tagtäglich.
Ariane Dunkel
Selbst auf großen Produktionen, bei denen ich mit vielen Menschen aus unterschiedlichsten Altersgruppen (zwischen 20 und 50 Jahren) zusammenarbeite, ist alles dabei. Sollte mir mal jemand „blöd“ kommen, spreche ich Dinge direkt und offen an, um Missverständnisse oder Spannungen schnell zu klären.
Eine Frage muss ich natürlich noch stellen. Du hast ein Hobby, nein eher muss ich wohl sagen eine Leidenschaft, die zu einer freiberuflichen Tätigkeit geworden ist: handgemachte Teppiche. Da habe ich noch ganz tolle Motive in Erinnerung, die Du zu einem Wandteppich gestaltet hast. Von so einer Leidenschaft kann man doch sicher nicht lassen, oder wie ist es bei Dir? Was ist daraus geworden?
Ariane Dunkel: Mein Hobby, Teppiche zu gestalten, ist mir weiterhin geblieben – auch wenn ich heute nur noch selten welche mache. Auf Anfrage fertige ich etwa zwei bis vier große Teppiche im Jahr an, die ich auch verkaufe. Ein festes Highlight ist für mich das Mesh & Laces Event im Bikini Berlin, bei dem ich jedes Jahr dabei bin. Dort verkaufe ich vor allem viele kleine Teppiche. Es macht mir großen Spaß, mit den Besucher:innen ins Gespräch zu kommen – gleichzeitig ist es natürlich eine tolle Gelegenheit, Werbung für mich selbst zu machen.

Ich bin inzwischen auch flexibler geworden, da ich meine Teppiche nicht mehr im Magda, sondern bei mir zu Hause produziere. Dennoch ist das Hobby etwas in den Hintergrund gerückt, da ich mich zusätzlich noch einmal freiberuflich angemeldet habe und nun zwei Gewerbe besitze. Neben dem Teppichdesign habe ich nun auch die technische Seite als meine zweite Leidenschaft entdeckt.
Mein zweites Gewerbe habe ich seit April letzten Jahres. Dabei arbeite ich auf externen Produktionen – sei es hinter der Bar, auf der Bühne als Stage Hand oder an der Garderobe. Ich habe keinerlei Probleme damit, nachts zu arbeiten, und es macht mir große Freude, mittendrin zu sein. Zum Beispiel war ich vor kurzem alleine als Lichttechnikerin auf dem Feel Festival für eine Woche. Ich habe mich darum gekümmert das alle Scheinwerfer richtig hingen und die Verkabelung sei es der Strom oder den Signalfluss. Ebenso habe ich am Lichtpult alle notwendigen Sachen programmiert und war die erste technische Ansprechperson an der Stage. Mir gefällt die zusätzliche Arbeit, die mal nichts mit meiner Firma zu tun hat, sondern zu hundert Prozent in meiner Verantwortung liegt, und da freue mich auf zukünftige Jobs.
Auch 2025 wird der Jugendengagementpreis in Lichtenberg wieder verliehen. Aufgerufen sind alle Jugendfreizeiteinrichtungen, Schulen, Vereine, Eltern und Privatpersonen, engagierte junge Menschen zwischen 10 und 27 Jahren in Lichtenberg für den Jugendengagementpreis zu nominieren! Zeit dafür ist bis zum 12. September 2025. Alles, was Ihr dazu noch wissen müsst, findet Ihr hier im Flyer. Wenn ihr mehr über weitere Anerkennungsformate für Freiwillige in Lichtenberg und Berlin erfahren wollt, klickt hier.