Eben noch eine Safttüte, jetzt ein Designer-Geldbeutel. Beim Upcycling-Workshop der Freiwilligenagentur Spandau sind während der Berliner Freiwilligentage kleine Kunstwerke entstanden. Ich war dabei und habe mir angesehen, was das ehrenamtliche Engagement am anderen Ende der Stadt so macht.
Von Lichtenberg nach Spandau zu den Freiwilligentagen
Die Spandauer Freiwilligenagentur wird seit 2023 von Lisa Rasper geleitet. Lisa war vorher bei der oskar | freiwilligenagentur lichtenberg und so kam ich auf die Idee, die Spandauer einmal zu besuchen. Eine perfekte Gelegenheit dazu boten die Berliner Freiwilligentage 2023, die auch in Spandau wie in Lichtenberg zahlreiche Aktionen anboten. Am 16. September war außerdem World Clean Up Day, der in Spandau zu einer ganzen Nachhaltigkeitswoche verlängert wurde. Viele Anlässe für freiwilliges Engagement.
Danke-Fest der Spandauer Freiwilligenagentur
Ich fuhr also am Samstagvormittag von Lichtenberg nach Spandau. Mit umsteigen dauert das mit der S-Bahn etwa 50 Minuten. Vom Bahnhof Spandau schlenderte ich über einen gut besuchten Wochenmarkt und durch die idyllische Altstadt-Fußgängerzone. Bei der Kirche muss man sich dann links halten und durch einen Durchgang in einen Innenhof gehen. Dort befinden sich außer der Freiwilligenagentur unter anderem ein Restaurant mit Außengastronomie und ein XXL-Stuhl-Kunstwerk. Das Danke-Fest, das die Freiwilligenagentur für Ehrenamtliche in Spandau ausrichtete, hatte schon begonnen. Vor dem Gebäude saßen etwa 30 Menschen an extra aufgestellten Biertischen oder standen unter einem Baum.
Plakat-Kampagne gegen Müll im Alltag
Als ich ankam, hielt gerade Barbara Ide von der Müllsammel-Initiative „Sauberer Kiez Spandau‟ eine Rede. Sie stellte eine neue Plakat-Kampagne in Kooperation mit der „KlimaWerkstatt Spandau‟ vom Bezirksamt vor. Die Plakate sollen darauf aufmerksam machen, dass man in Restaurants, Cafés und Imbissen nach Mehrwegverpackungen fragen kann, um im Alltag Müll zu vermeiden. Es gibt nämlich eine gesetzliche Pflicht für Gastronom:innen, dies anzubieten. Allerdings werde es bisher noch zu wenig genutzt, erklärten die Initiatorinnen der Plakat-Kampagne.
Gemeinsam gegen Zigarettenkippen
Viele beim Danke-Fest Anwesenden hatten am Vormittag schon bei Clean Up Aktionen Stadt und Natur von Müll befreit. Ein riesengroßer voller Müllsack stand in einer Ecke des Innenhofs. Besonders beeindruckend fand ich einen durchsichtigen Sack, der bis oben mit Zigarettenkippen gefüllt war. Von Aktionen der „Kehrenbürger Lichtenberg‟ weiß ich bereits, wie viele Kippen man überall findet, wenn man darauf achtet; und dass die Giftstoffe darin enorm schädlich für die Natur sind.
Snacks und Kaffee in der Freiwilligenagentur
Nach den Reden waren alle zu Snacks und Kaffee eingeladen. Das Buffet war im Innenraum auf einem Tresen aufgebaut. In dem kleinen Raum mit großer Schaufensterscheibe stand außerdem noch eine gemütliche Sitzecke und ein Tisch mit Infomaterial über freiwilliges Engagement. Ein zweiter Raum in der Freiwilligenagentur ist mit Tischen und Stühlen ausgestattet und wird zum Beispiel für Konferenzen und Workshops genutzt. Der Upcycling-Workshop, zu dem ich angereist war, konnte aber Dank sommerlichem Wetter draußen im Innenhof stattfinden.
Upcycling-Workshop mit Tetra Packs
Während sich alle am Buffet mit Falafel, Salat und Brötchen stärkten, breitete die Workshop-Leiterin Juli vom „Kulturlabor Trial&Error e.V.‟ aus Neukölln alle Materialien auf einem runden Tisch aus: ausgespülte Tetra Packs, Scheren und bunte Klebeband-Rollen. Schnell näherten sich Neugierige und ich gehörte zu den ersten, die sich einen der Stühle am Tisch schnappten. Juli hatte Beispiele mitgebracht, wie Geldbeutel aus gebrauchten Tetra Packs aussehen können. Ich wusste vorher zwar, dass es so etwas gibt, aber nicht, wie ausgeklügelt die Designs sein können. Wir fingen mit einfachen Falttechniken an.
Geldbeutel aus gebrauchten Safttüten
Als erstes musste ich entscheiden, welches Tetra Pack ich verwenden wollte. Es gab Milchpackungen und Safttüten. Sollten Möhren, Apfelsinen oder lieber eine Kuh auf dem Geldbeutel sein? Ich entschied mich für eine Grapefruitsaft-Packung mit schwarzem Hintergrund und einem gezeichneten Grapefruit-Baum mit grünen Blättern und roten Früchten. Die Schritte beim Falten und Schneiden machte Juli vor. Als mehr Bastel-Freudige hinzu kamen, wurde das Wissen an die Neuen weitergegeben. Kleber wird für die Upcycling-Geldbeutel übrigens nicht benötigt. Die bunten Klebebänder konnten wir aber zur Verzierung benutzen. Mein Geldbeutel bekam zum Schluss einen Klettverschluss und sah richtig schick aus. Ein anderes Geldbeutel-Design benutzt sogar den Deckel des Tetra Packs. Der wird einfach zum Geldbeutel-Verschluss.
Mit Freund:innen engagiert sein
Beim Falten und Schneiden kam ich mit anderen ins Gespräch. Ich erfuhr, dass sich die Initiative „Sauberer Kiez Spandau‟ jeden Montag trifft und an unterschiedlichen Orten im Bezirk Müll sammelt. Jede Woche sind durchschnittlich 30 Personen dabei. Das finde ich beeindruckend. Barbara erzählte, dass es für viele inzwischen um mehr als Müll sammeln geht. Es hat sich eine Gemeinschaft mit Freundschaften gebildet. Neue Mitstreiter:innen sind jederzeit herzlich willkommen. Vielleicht mache ich bald mal wieder einen Ausflug nach Spandau, dann zum Müll sammeln. Wenn ein schönes Tetra Pack dabei ist, weiß ich jetzt, was damit zu tun ist.
Interessante Links
DIE SPANDAUER Freiwilligenagentur im Netz: https://die-spandauer.de/
Initiative Sauberer Kiez Spandau: https://saubererkiezspandau.de/
Kulturlabor Trial&Error e.V.: https://www.trial-error.org/
Dieser Beitrag entstand in der Redaktion Zeigen, was geht!
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