Bunte Vielfalt oder graue Tristesse, Einsamkeit oder Gemeinschaftsgefühl, spannende Begegnungen oder Überforderung – was macht das urbane Lebensgefühl in der Großstadt heute aus? Damit beschäftigen sich mehrere Lichtenberger Laien-Künstler:innen in der Sammelausstellung „urbanes Leben / urbanes Lebensgefühl“ in der oskar | galerie.
Kunst in und aus dem Kiez
Sie konnten sich ganz unkompliziert mit ihren Ideen bewerben und das Freiwilligenteam der oskar | galerie hat daraus eine vielseitige Werkschau zusammengestellt. Dabei haben sie fast 40 Gemälde, Fotografien, Zeichnungen und Collagen an den Wänden der oskar | freiwilligenagentur lichtenberg so zusammengestellt, dass sich spannende Kontraste und unerwartete Synergien ergeben.

Davon haben sich am Eröffnungsabend bereits etwa 200 Interessierte überzeugt. Um 18 Uhr ging es los mit Getränken und einer kleinen Rede; im Laufe des Abends gingen die Kunst-Fans ein und aus und sahen sich sicherlich noch andere tolle Ausstellungen und Ateliers im Bezirk an. Denn an diesem Abend war zugleich die 18. Lange Nacht der Bilder.
Klaus der Panda
Gegen 19:30 Uhr gab es dann eine Performance vom Sänger LordFerckel, der zu seinen Songs immer auch ein Bild malt. „Klaus der Panda“ ist eines davon und es hängt in der Ausstellung „urbanes Leben / urbanes Lebensgefühl“. Ein schwarz-weißer Panda sitzt vor einer roten Backsteinmauer. Das ist Klaus und sein Lied sang LordFerckel, während er sich selbst auf der Gitarre begleitete. Klaus der Panda ist zwar nur schwarz und weiß, träumt aber von der bunten, vielfältigen Welt und macht sich auf den Weg, diese zu erkunden. Die Zuhörer:innen waren begeistert und so spielte LordFerckel noch drei weitere Lieder – bei denen das Publikum auch gerne mal mitsingen durfte.


Urbanes Lebensgefühl in Bildern
Wie es bei einer Vernissage so ist, kamen die Menschen miteinander ins Gespräch. So stellten die Künstlerinnen Sam und Anne fest, dass zwei ihrer Bilder untereinander hängen. Beide malen abstrakt und finden: „Die passen super zusammen.“ Eines von Sams Gemälden in Spachteltechnik ist zweigeteilt: eine Hälfte mit bunten Vierecken, die andere Seite zeigt viel Grau. Sie hat damit ihre Eindrücke von Berlin und Lichtenberg vor der Wende und heute ausgedrückt. Der bunte Teil steht für die Gegenwart. Zwar sei nicht alles gut in Berlin und auf der Welt, ist Sam sich bewusst. Aber es sei ihr wichtig, in ihrer Kunst das Positive herauszustellen und Zuversicht zu verbreiten.

Buntes Licht in der grauen Stadt
Auch Karda nutzt den Kontrast von Grau und Bunt, um ihr urbanes Lebensgefühl auszudrücken. Ihr Acrylgemälde hängt an einer der anderen Wände in der Freiwilligenagentur und zeigt eine Großstadtszene im Regen, wo gerade eine Person im leuchtend gelben Regenmantel die Straße überquert. Es sei keine spezielle Berliner Straße, erklärte Karda den Besucher:innen der Ausstellung, sondern eine symbolische Straße. Das graue Regenwetter hat sie in Kontrast gesetzt zu strahlenden Neon-Reklame-Schildern und dem hellen Regenmantel in der Bildmitte. Für die Lichtenberger Freizeit-Künstlerin bringt Regen – ähnlich wie Schnee – eine gewisse Stille in die Stadt. Das hilft ihr, ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen, was sonst in der trubeligen Großstadt schwerfallen kann.

Dit is Berlin
Fotografie ist in „urbanes Leben / urbanes Lebensgefühl“ ebenfalls vertreten. Knut hat zum Beispiel Aufnahmen aus dem urbanen Leben mehrerer Städte zusammengestellt, die er in den letzten Jahren bereist hat. Sie stammen von verschiedenen Kontinenten und laden dazu ein, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Berliner Stadtbild zu finden. Wer sich das urbane Leben in Berlin nochmals vor Augen führen möchte, ist bei den beiden Gemälden von Erhard Neef genau richtig. Eine Besucherin schaut sie sich begeistert an und findet: „Genau dit is Berlin.“ Zu sehen sind nämlich Hinterhofszenen inklusive anrüchig gekleideten Frauen, teuflischen Wesen, charakteristische Altbauten – und über allem thront der Fernsehturm.
Urbanes Leben im Wandel
Überhaupt gibt es in der Ausstellung so einige bekannte Orte zu entdecken – sei es die Pyramide an der Rhinstraße, die Schafe auf dem Tempelhofer Feld, oder auch das Linden-Center in Hohenschönhausen. Letzteres zeigt Waldemar auf seinem Bild „Abbey Road – Hohenschönhausen nach 55 Jahren“.

In einer bunten Straßenszene steht eine gelbe Straßenbahn der neuesten Bauart an der Haltestelle vor dem Einkaufszentrum. Der Blickfang sind aber vier Frauen mit Kopftüchern und langen Gewändern, die hintereinander über einen Zebrastreifen schreiten – genau wie die Beatles auf ihrem berühmten Album-Cover. In den Händen halten die Frauen ihre Handys, schauen darauf oder telefonieren. Auf dem Gehweg liegt ein umgefallener E-Roller – natürlich mitten im Weg. Das Bild sorgt unter den Besucher:innen für viel Gesprächsstoff. Die meisten sind sich einig: Das Leben in Lichtenberg ist vielfältiger geworden und das soll auch so bleiben.
Die Ausstellung „urbanes Leben / urbanes Lebensgefühl“ kann bis zum 31.10.2025 besichtigt werden – während der Öffnungszeiten der oskar | freiwilligenagentur: Di/Mi/Do 10:00-16:00 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung.
Kommt vorbei und erlebt, was das urbane Lebensgefühl für Lichtenberger:innen ausmacht!
Dieser Beitrag entstand in der Redaktion Zeigen, was geht!
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zu dem Bild „Abbey Road“ möchte ich folgendes sagen :
es ist die Zingster Strasse, an der Stelle die das Bild zeigt, gibt es keinen Zebrastreifen wie in der Abbey Road in London, sondern eine Fussgängerinsel.
an einem berühmten Motiv ein Bild aufhängen ist legitim, wirkt aber konstruiert.
warum heisst das Bild nicht „4 Frauen überqueren die Zingster“ ?
während der Eröffnung fragte mich eine Teilnehmerin was mein Bild mit Lichtenberg zu tun hat; an der Wand hängen 2 Ölgemälde, wo ich nichts erkannte.
Wäre es möglich bei der nächsten Sammelausstellung draussen vor der Agentur ein Gruppenfoto der Teilnehmer zu machen ?
auf den Fotos sieht man überwiegend die Rückenansichten der Besucher, Profil-
fotos währen besser gewesen.
Menschen, Architektur und Fantasie auf einem Kunstwerk haben für mich das Motto am besten getroffen!
Ich freue mich, dass so viele Besucher zur Vernissage gekommen sind!
Gut für die Kunst – und bessere Werbung für die Freiwilligenagentur -OSKAR- gibt es nicht
Brigitte Klage – Galerieteam
Bin erlich überrascht das meine Bilder gut aufgenommen wurden. Wenn auch nicht representativ, so sind doch sollche Hinterhofe, noch in unserer Stadt zu finden. Erhard B. Neef