Text von Peter Breitfeld
Als ich am morgen das Radio einschaltete hörte ich als erstes die Aufforderung, heute unbedingt Lotto zu spielen. Es sei schließlich Freitag der 13. – ein Glückstag. Später führte ich dann ein paar Telefonate. Kaum einer vergas dabei den Rat, heute nur das Allernotwendigste zu tun. Es sei schließlich Freitag der 13. – da gehe meist alles schief. Es war Freitag der 13. September 2019.
Für mich ist es dann ein ganz normaler Tag geworden. Anders für mehr als 20 Karlshorster und Karlshosterinnen im Alter von 5 bis 75 Jahren. Sie haben nichts darauf gegeben, am Freitag dem 13. möglichst wenig zu tun. Im Gegenteil – sie sind am ersten Tag der Freiwilligentage 2019 besonders aktiv geworden. Sie waren dem Aufruf gefolgt, den Karlshorster Kiez zu verschönern. Die Idee hatten gleich drei Initiatoren, die sich für die Aktion zusammengetan haben: Theatergasse für ALLE, das IKARUS Stadtteilzentrum Karlshorst und der Bürgerverein Berlin-Karlshorst e.V.. Wer nach dem Winter möglichst schnell etwas Blühendes um sich haben möchte, der muss im Herbst etwas dafür tun. Und im kommenden Jahr soll Karlshorst besonders schön sein. Schließlich feiert der Stadtteil 2020 sein 125jähriges Bestehen.
Als Ort des Geschehens fiel die Wahl auf den Platz vor dem alten Theater Karlshorst. Dort treffen sich die Karlshorster zum Wochenmarkt und auch gelegentlich zum Feiern. Er ist aber Fest-Platz im doppelten Sinne. Seit 2014 trägt der Platz den Namen von Johannes Fest – eines standhaften Karlshorster Bürgers, der Schulrat und Politiker war. Er lebte von 1889 bis 1960. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot belegt, weil er aus seiner antinazistischen Haltung keinen Hehl machte. „Auch wenn alle mitmachen – ich nicht!“ war einer seiner Grundsätze. 1933 – damals Rektor der 20. Grundschule – erhielt er Berufsverbot. Der gläubige Katholik war nach 1950 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. 1960 erhielt er die Ehrung zum Stadtältesten.
Der Johannes-Fest-Platz ist also ein würdiger Ort, dem mit der Aktion zu den Freiwilligentagen 2019 Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Die Baumscheiben am Platz wurden gesäubert, zur Bepflanzung vorbereitet und schließlich die Blumenzwiebeln eingegraben. Den Lohn der Arbeit wird es dann im Frühjahr geben, wenn gleich nach dem letzten Schnee die ersten Frühblüher Passanten ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Vielleicht an einem Freitag, dem 13. – einem Glückstag!
Freiwilligentage News – Zeigen was geht ist eine Mitmachaktion der oskar |freiwilligenagentur lichtenberg. Freiwillig Engagierte verfassen für die Redaktion Beiträge über Aktionen der Freiwilligentage 2019. Das Medium und die Form der Berichterstattung sind dabei frei wählbar.