Unsere Session auf der größten Konferenz Europas zur Digitalen Gesellschaft

Die Berliner Digitalkonferenz re:publica gilt als die größte Konferenz Europas für digitalpolitische Themen. 2023 fand sie vom 05.-07. Juni in der Arena Berlin statt. Bei tropisch heißem Wetter drehte sich in diesem Jahr alles um das Motto „Cash“. Zusammen mit meiner Kollegin Birgit Dörr sprach ich dort stellvertretend für alle Berliner Freiwilligenagenturen in einer Session über Freiwilliges Engagement.

Was macht die re:publica besonders?

Ich bin ein großer Fan der re:publica und besuche die Konferenz schon seit Jahren. Die große Vielfalt von Einblicken in Digitalpolitik und vielen spannenden Themen im Fokus der Digitalbrille, ist in dieser Mischung woanders schwer zu finden. Dazu kommen bunte künstlerische Beiträge und ein wenig Schräges darf auch nie fehlen- ich habe zum Beispiel auf der re:publica die ersten Cyborgs (ja, die gibt es wirklich!) gesehen und durch einen Vortrag die Cyborg-Menschen mit ihren Beweggründen für diese Daseinsform verstanden. Cyborgs sind Menschen, die mit unterschiedlichen technischen Hilfsmitteln ihre biologischen Fähigkeiten verbessern, zum Beispiel ihren Sichtradius.

Eines haben die Beiträge auf der re:publica immer gemeinsam: es geht darum, wie wir unsere Gesellschaft gestalten können und wollen. Also genau das, was auch freiwilliges Engagement ausmacht.

Ein Orangenes Schild mit der Aufschrift Box Office
Eingang der re:publica für freiwillig Engagierte

Für viele zu teuer

Wir von der oskar | freiwilligenagentur betonen immer wieder, dass für uns Freiwilliges Engagement eine wichtige Säule der Demokratie ist. Deshalb war für mich als Koordinatorin für Digitales Engagement klar, dass wir auch auf der re:publica vertreten sein müssen.
Ganz so einfach ist das allerdings nicht, denn die re:publica ist zwar toll, aber leider nicht günstig. Ein normales Ticket für den ganzen Konferenzzeitraum kostet mehrere hundert Euro. Eine Teilnahme müssen sich Menschen also leisten wollen – und können. Natürlich waren die Eintrittspreise bei dem Konferenzmotto „Cash“, gemeint als Sinnbild für „Geld“, auch Thema auf der Veranstaltung. Zum Beispiel auf der interaktiven Fragewand. Dort tauchte unter der Frage: „Was ist dein teuerster Besitz?“, die lakonische Antwort „Mein re:publica-Ticket“ auf.

Am Stand mit der Senatskanzlei

Eine Standgebühr übersteigt das begrenzte Budget von Freiwilligenagenturen also recht schnell. Deshalb freuten wir uns, dass Lukas Heimes, der Referent für Bürgerschaftliches Engagement in der Senatskanzlei uns einlud, Freiwilliges Engagement an seinem seinen Stand in einer Session vorzustellen. Besonders schön war es für uns auch, bei dieser Gelegenheit noch weitere Kolleg:innen der Senatskanzlei und dem Citylab Berlin kennenzulernen. Die waren auch am Stand vertreten.

Unsere Session für Engagement unter speziellen Bedingungen

In unserer Session selbst stellten Birgit und ich Freiwilliges Engagement dann als LAGFA-Mitglieder und damit stellvertretend für alle Berliner Freiwilligenagenturen vor. Die LAGFA-Berlin ist eine Dachorganisation, die sich die Freiwilligenagenturen vor kurzem selbst geschaffen haben.
Wegen der großen Hitze in der Halle waren die Bedingungen erschwert, aber die Session verlief rege und hatte auch lustige Seiten. Das lag besonders am Setting: Weil es in der Arena durch die vielen parallel laufenden Sessions sehr laut war, setzten wir uns alle große Kopfhörer auf – sowohl wir auf der Bühne, als auch das Publikum. Ein seltsamer Anblick, gefühlt ein wenig wie ein Klassentreffen von der Marsmenschen, obwohl wir ja nur große Kopfhörer aufhatten. Die funktionierten aber richtig gut. Wir sprachen in ein Mikrofon und das Gesagte kam dann durch die Kopfhörer beim Publikum an. Außerdem hatten wir einige interaktive Einlagen eingebaut: ganz bewusst analog, mit selbstgebastelten Fähnchen. Mit denen konnten unsere Zuhörerinnen abstimmen, zum Beispiel zu ihren Erfahrungen mit Freiwilligem Engagement.

Digitale Umfrage zum Mitmachen für alle

Zusätzlich hatten wir für diese Digitalkonferenz natürlich auch etwas Digitales vorbereitet: eine Online-Umfrage mit Barcode, bei der Erfahrungen, Beweggründe, Interessen und Wünschen zum Freiwilligen Engagement erfragt werden. Solche Hintergrundinformationen sind für uns Freiwilligenagenturen sehr wichtig. Sie helfen uns, besser auf die Bedürfnisse von engagierten Menschen einzugehen und zu verstehen, warum sich andere Menschen (noch) nicht engagieren. Einige Antworten haben wir schon bekommen, aber wer Lust hat, noch nachträglich an der Umfrage teilzunehmen kann das HIER tun. Uns würde das sehr freuen, vielen Dank!

Barcode zum Ausfüllen der Umfrage  zu freiwilligem Engagement
Barcode zum Ausfüllen der Umfrage zu Freiwilligem Engagement

Motivierte Freiwillige diskutierten mit uns

Einige Session-Besucher:innen diskutierten mit uns auch nach der Session weiter, zum Beispiel über ihre vielfältigen Engagements. Eine Besucherin will sogar eine eigene Freiwilligenagentur im ländlichen Raum eröffnen. Wir sind begeistert! Selbst als Engagement-Profis sind wir immer wieder hin und weg von dem, was Menschen freiwillig leisten und aufbauen!

Besuch der Prominenz

Und dann wurde es plötzlich wuselig und Aufregung machte sich breit, denn Prominenz kam an unseren Stand. Begleitet von einem großen Tross Journalist:innen, einige von ihnen noch ganz klassisch mit Notizblock und Stift, besuchte Berlins Bürgermeister Kai Wegner mit dem Kultursenator Joe Chialo, unseren Stand. Auch Birgit und ich hatten nun Gelegenheit, mit diesen neuen Regierungsvertretern über die große gesellschaftliche Bedeutung von Freiwilligem Engagement zu sprechen. „Kai“ (auf der re.publica duzen sich ALLE) berichtete bei dieser Gelegenheit auch von seinem eigenen umfangreichen Engagement in einer Wasser-Rettungsorganisation zu früheren Zeiten. „Joe“ freute sich zu hören, was sein neuer Zuständigkeitsbereich „Engagement“ alles zu bieten hat. Nach gemeinsamen Fotos und einer werbewirksamen Runde Pingpong auf einer winzigen Platte, drängte die Mitarbeiterin Kai und Joe weiterzuziehen – weitere Termine warteten schon.

Zeit, selbst zu stöbern

Nachdem „Kai und Joe“ gegangen und die Aufregung sich gelegt hatte, konnten Birgit und ich auch ein wenig durch die Hallen ziehen. Zunächst verschlug es uns zum Wasserautomaten der Berliner Wasserbetriebe. Hier konnten alle Besucher:innen kostenfrei gekühltes und auf Wunsch mit Kohlensäure angereichertes Leitungswasser in mitgebrachte Gefäße füllen. Eine tolle, nachhaltige Aktion, die auch noch Geld sparte – die Getränkepreise bewegten sich nämlich auf Gaststättenniveau.

Mehr Frauen als Männer auf den Bühnen der re:publica

Den Vortrag von Wirtschaftsminister Robert Habeck auf der großen Bühne verpasste ich leider, einige andere Acts, wie die Abschlusskundgebung, konnte ich noch erleben. Stolz versammelten sich bei der Aktion alle re:publica-Macher:innen auf der Bühne und verkündeten, wie jedes Jahr, die Zahlen der Konferenz. Seriöse Information wie zum Beispiel über die Anzahl der Sessions wird dabei wild gemixt mit weniger welttragenden Hinweisen zu Dingen wie der Anzahl von Fliegen auf einem speziellen T-Shirt eines Praktikanten.
Besonders toll finde ich, dass auf der re:publica auch in diesem Jahr wieder mehr Frauen als Männer auf den Bühnen vertreten waren. Auf diesen Fakt sind die Veranstaltenden besonders stolz, denn für Technik-Konferenzen ist zahlenmäßige Frauen-Dominanz eher die Ausnahme.

Auf der Bühne ist eine Grüne projezierte Fläche mit der Aufschrift republica 23 zu sehen
Die große Bühne der re:publica

Das große Finale – Massenkaraoke mit Gänsehautgarantie

Zum Schluss wurde gemeinsam gesungen, auch das ist auch eine re:publica –Tradition. In diesem Jahr war der Song „Bohemian Rapsody“ von Queen an der Reihe. Der Text des Songs wurde für diese Massenkaraoke zu der Musik eingeblendet. Ein Konzept, das aufging. Der Saal bebte zu den heulenden Gitarren und lautstarken Sänger:innen. Final ergoss sich ein glitzernder Konfettiregen über die Halle und ein Jubel brach aus- ein echter Gänsehaut-Moment.

Bye, bye re:publica, schön wars. Im nächsten Jahr sehen wir uns hoffentlich wieder!

Ein Tipp zum Schluss- Konferenzticket durch Engagement

Wer die re:publica gerne besuchen würde, aber das Ticket zu teuer findet, kann sich dort engagieren. Der Zeitraum des Engagements ist begrenzt und als Dankeschön gibt es ein Konferenzticket für alle Tage und Verpflegung.


Anzeige auf gelbem Grund : Volunteers 431
431 Volunteers unterstützten die re:publica 2023

Der Link zur re:publica Webseite

Der re:publica Film, ein paar Eindrücke von den Veranstalter:innen selbst produziert

Mehr Informationen zur oskar | redaktion

Dieser Beitrag entstand in der Redaktion Zeigen, was geht!
Sie ist die Freiwilligen-Redaktion der oskar | freiwilligenagentur lichtenberg. Freiwillig Engagierte verfassen für die Redaktion Beiträge über Themen im Zusammenhang mit Engagement. Das Format der Beiträge kann in der Redaktion frei gewählt werden, neben Texten sind auch Videos oder anderes möglich. Die jährlich stattfindenden Freiwilligentage stehen besonders im Fokus. Die Zeigen, was geht! – Redaktion steht allen Interessierten offen. Wir treffen uns an jedem 2. Donnerstag im Monat. Wer mitmachen möchte, meldet sich bitte bei Gül Yavuz: guel.yavuz@oskar.berlin

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