Nachhaltigkeit und freiwilliges Engagement: Eine Fachveranstaltung vom Paritätischen

Fotos: Holger Gross (für Der Paritätische)

Nachhaltigkeit – wie oft hören und lesen wir diesen Begriff jeden Tag. Und wie oft gebrauchen wir ihn auch selbst. Der Paritätische Berlin hatte am 30.06 2022 eine Fachveranstaltung unter dieses Motto gestellt. Nicht die erste und nicht die letzte, die zu diesem Thema stattfindet. Aber eine mit besonderem Schwerpunkt: „Nachhaltigkeit stärken durch freiwilliges Engagement“, hieß es in der Einladung. Und gewichtige Fragen waren aufgerufen, die die geplanten Vorträge und Workshops bestimmen sollten. Welchen Beitrag können wir sowohl im Kleinen als auch im Großen leisten, um unsere Gesellschaft und unsere Umwelt nachhaltig zu stärken? Woran zeigt sich, dass lokales Handeln und globales Denken eng miteinander verbunden sind? Welchen Einfluss übt freiwilliges Engagement aus, um die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN zu erreichen? Und auf welche Weise muss freiwilliges Engagement gestärkt werden, um nachhaltig wirken zu können? Kann eine solche Fachveranstaltung auf all diese Fragen erschöpfend Antwort geben? Sicher nicht.

So vielfältig und wichtig wie die 17 Nachhaltigkeitsziele, die Sustainable Development Goals, ist auch freiwilliges Engagement. Engagement ermöglicht Nachhaltigkeit auf diversen gesellschaftlichen und ökologischen Ebenen.

Lisa Rasper, Freiwilligenkoordination für Beratung und Vermittlung

Aber wenn den Teilnehmenden die Möglichkeit geboten wird, ihre Gedanken dazu auszutauschen, Denk- und Handlungsanregungen mitzunehmen, dann wäre das Ziel schon erreicht.

Rund 50 Engagierte nahmen im Berliner Hotel Rossi an dem Treffen teil. Lisa Rasper und Jenny Stiebitz waren für die oskar | freiwilligenagentur lichtenberg unter den Teilnehmenden und finden, es war eine Veranstaltung mit vielfältigen Anregungen. „Sie war richtig gut organisiert und es gab vor allem viel Raum zum Austausch. Für meine Arbeit habe ich mitgenommen, dass ich mit meinem Kompetenzzentrum Lernen durch Engagement auf dem richtigen Weg bin“, sagt Jenny.

Anregungen aus der Wissenschaft

Einer solchen Fachveranstaltung tun Anregungen aus der Wissenschaft gut. Die brachte Prof. Johannes Verch von der Alice Salomon Hochschule Berlin ein. Gerade bei einem inzwischen eher inflationär und oft auch beliebig verwendeten Begriff wie Nachhaltigkeit ist es ganz gut, sich darauf zu besinnen, was damit eigentlich gemeint ist. Professor Verch bot eine Definition an, die Iris Pufé in ihrem Buch „Nachhaltigkeit“ verwendet: „Nachhaltigkeit beschreibt die Nutzung eines regenerierbaren Systems in einer Weise, dass dieses System in seinen wesentlichen Eigenschaften erhalten bleibt und sein Bestand auf natürliche Weise regeneriert werden kann“. Diese Definition erfasse lokale und globale Ökosysteme, aber in gewisser Hinsicht auch unsere Sozial- und Gesellschaftssysteme, führte er aus.

Workshops vermitteln viele praktische Erfahrungen

Weitergedacht wurden die Anregungen von Prof. Verch in vier thematischen Workshops. Im Workshop Stadtentwicklung ging es unter anderem um die Frage, was braucht Engagement für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Bürgerbeteiligung und die Verbesserung partnerschaftlichen Zusammenwirkens gehörten hier zu Stichworten der Diskussion. Im Workshop Inklusion und Teilhabe hieß es, Nachhaltigkeit bedeutet für uns niemanden auszuschließen und mit möglichst wenigen Barrieren alle Ressourcen nutzen zu können. Netzwerken, Fähigkeiten stärken, Beziehungsaufbau, Augenhöhe und Anerkennung waren Schlagworte im Workshop Geflüchtete und interkulturelle Beziehungen. Im Workshop Klima- und Umweltschutz schließlich ging es darum, Sinnhaftigkeit und Optimismus zu vermitteln und die Vernetzung zwischen sozialen Organisationen und Naturschutzorganisationen zu fördern.

GoodPractice Mitmach-Aktionen vorgestellt

Noch tiefer in die gelebte Praxis ging es dann, als vier GoodPractice Mitmach-Aktionen vorgestellt wurden. Sie kamen aus den Bereichen Klima-und Umweltschutz, Unternehmensengagement, Engagement für Geflüchtete und Junges Engagement. Und da war auch Jenny von oskar ganz aktiv. Sie berichtete über ihre Erfahrungen mit der Berlin ImpactCrew und dem Berlin ImpactCamp.

Die Berlin ImpactCrew ist ein Zusammenschluss vom Sternenfischer Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick, der FreiwilligenAgentur Marzahn-Hellersdorf, des Ehrenamtsbüro Tempelhof-Schöneberg, Junges Engagement aus Charlottenburg-Wilmersdorf, der FreiwilligenAgentur Pankow und der oskar I freiwilligenagentur lichtenberg. Sie alle eint das Ziel, junges Engagement zu fördern und voran zu bringen. Dazu veranstalten sie alljährlich u. a. das Berlin ImpactCamp. Ein Barcamp, dass sich vor allem an junge Menschen wendet und eine Unkonferenz ist bei der bis auf das Oberthema nichts feststeht. Die konkreten Themen werden von den Anwesenden benannt und in Sessions bearbeitet.

Wiederauflage zu Freiwilligentagen 2022

Zum Auftakt der Freiwilligentage 2021 hatte die ImpactCrew ein solches Barcamp erfolgreich durchgeführt. Ausschlaggebend waren laut Jenny, dass die teilnehmenden Jugendlichen die Diskussionsschwerpunkte selbst festlegen konnten und ihnen hier nichts vorgegeben wurde. Auch die Rahmenbedingungen passten: Treffen in zwangloser Umgebung, der Spaß kam nicht zu kurz, Getränke und Essen wurden angeboten und auch für Musik war gesorgt. Das erfordert natürlich auch ausreichend finanzielle Mittel, um dies leisten zu können.

Intensiv diskutiert wurde in der Gruppe darüber, dass gemeinnützige Organisationen sehr oft Menschen suchen, die sich langfristig engagieren. Das ist bei vielen jungen Menschen ab 14 Jahren aber meist nicht gegeben. Deshalb kommt es darauf an, Engagements anzubieten, die auf die Schnelllebigkeit der jungen Menschen reagieren bzw. zur Schnelllebigkeit passen. Sogenannte Gate Opener – also zeitlich abgeschlossene Engagements – sind hier zweckdienlich und können auch dazu führen, junge Menschen für langfristige Engagements zu gewinnen.

Junges Engagement zu etablieren ist für Jenny wichtig und dafür vielversprechend, die Kooperation mit Schulen auszubauen. Sie ist sich sicher, das wer sich früh engagiert auch meist bis ins hohe Alter aktiv bleibt.  Eins steht schon fest: Zu den Freiwilligentagen 2022, die vom 09. bis 22. September stattfinden, wird es am 10. September eine Neuauflage des Barcamps geben. Das ist in der Berliner ImpactCrew fest verabredet. Anmeldungen sind bereits möglich: https://www.bringdichein-berlin.de/impactcamp

Wie passend: Schwerpunkt der Freiwilligentage 2022 – Nachhaltigkeit!

Dieser Bericht entstand in der Redaktion Zeigen, was geht!

Sie ist die Freiwilligen-Redaktion der oskar | freiwilligenagentur lichtenberg. Freiwillig Engagierte verfassen für die Redaktion Beiträge über Themen im Zusammenhang mit Engagement. Das Format der Beiträge kann in der Redaktion frei gewählt werden, neben Texten sind auch Videos oder anderes möglich. Die jährlich stattfindenden Freiwilligentage stehen besonders im Fokus. Die Zeigen, was geht! – Redaktion steht allen Interessierten offen. Wir treffen uns an jedem 2. Donnerstag im Monat. Wer mitmachen möchte, meldet sich bitte bei Gül Yavuz: guel.yavuz@oskar.berlin