Workshop mit Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen
„Bringe deine Ideen ein und gestalte die Zukunft der Danke-Kultur in Lichtenberg aktiv mit.‟
Das stand in der Einladung zum Workshop „Richtig Danke sagen im freiwilligen Engagement‟, den das Bezirksamt Lichtenberg und die oskar | freiwilligenagentur lichtenberg gemeinsam veranstaltet haben. Dem Aufruf kamen 21 Personen nach, die sich am 15. Januar 2025 nachmittags in der Freiwilligenagentur in der Weitlingstraße trafen. Drei Stunden lang überlegten, diskutierten und entwickelten wir gemeinsam Ideen.
In diesem Beitrag stelle ich euch die Ergebnisse vor und gleichzeitig könnt ihr in die Atmosphäre des Workshops eintauchen und bekommt einen Einblick ins Entstehen der Ideen. Vielleicht habt ihr danach Lust, in eurer Organisation oder Institution selbst über Danke-Kultur zu diskutieren und neue Wege zu beschreiten.
Was ist Danke-Kultur
„Was ist eigentlich mit Danke-Kultur gemeint?‟, fragt ihr euch vielleicht.
Zusammengefasst geht es um die Anerkennung, Wertschätzung und das Sichtbarmachen von freiwilligem Engagement durch die Organisationen oder Einrichtungen, in dem Ehrenamtliche tätig sind. Man spricht auch von „Anerkennungskultur‟ und wie genau die aussieht ist vielfältig und richtet sich unter anderem nach den vorhandenen Ressourcen. Es kann eine jährliche Danke-Party für ehrenamtlich Engagierte sein oder auch eine förmliche Ehrung mit Urkunde und Bericht in der Presse, kostenlose Theater-Tickets, ein Kasten Limo nach dem Einsatz sowie vieles anderes.

Anette Nordalm, Beauftragte für Engagement im Bezirk Lichtenberg, und Jenny Stiebitz, Leiterin der oskar | freiwilligenagentur lichtenberg, hatten gemeinsam die Idee, die Anerkennungskultur im Bezirk genauer in den Blick zu nehmen. Sie wollten wissen: Was gibt es schon, kommt das gut an und wo gibt es Verbesserungsbedarf?
Ideen und Lösungen aus Sicht der Ehrenamtlichen
Dafür holten sie Anne Leschke von „hellblau Organisationsentwicklung‟ ins Boot, die den Workshop leitete. Anne brachte die Methode „Design Thinking‟ mit. Im Design Thinking werden Ideen und Problemlösungen aus der Sicht der Nutzer:innen entwickelt. Im Falle von ehrenamtlichem und freiwilligem Engagement wollen wir Ehrenamtlichen und freiwillig Engagierten danken, sie sind also unsere Nutzer:innen.
Umso besser, dass mehr als die Hälfte der Workshop-Teilnehmenden in ihrer Rolle als freiwillig Engagierte dabei waren und selbst die Hauptamtlichen aus gemeinnützigen Einrichtungen und öffentlicher Verwaltung engagieren sich in ihrer Freizeit und konnten somit eine doppelte Perspektive einbringen.
In dem dreistündigen Workshop haben wir nicht alle Aspekte des Design Thinking angewendet. Oftmals dauern solche Prozesse mehrere Tage. Und bei unserem Workshop ging es vielmehr um den Grundgedanken, alles aus der Sicht der freiwillig Engagierten und Ehrenamtlichen zu betrachten. Die Methode förderte unser offenes Denken mit vielfältigen Ideen und half uns, unsere Kreativität nicht durch Budget-Grenzen im Hinterkopf auszubremsen.

Eine freudvolle Anerkennungskultur in Lichtenberg
Wir versammelten uns also zunächst in einem großen, ovalen Stuhlkreis und vor der orange gestrichenen Wand an der Schmalseite des Raums hatte Workshop-Leiterin Anne ein Flipchart aufgestellt. Ein Flipchart ist ein großer Papierblock auf einer Staffelei. Darauf stand die „Forschungsfrage‟ für die nächsten drei Stunden: „Wie können wir gemeinsam eine zeitgemäße, freudvolle Anerkennungskultur in Lichtenberg gestalten?‟.
Anne stellte erst einmal das Konzept „Design Thinking‟ sowie die Regeln der Zusammenarbeit vor. Dazu gehört: andere ausreden lassen, respektvoll zuhören, keine Ideen ins Lächerliche ziehen; aber auch sich an die Zeitvorgaben zu halten. Kreatives Denken, wenn es einmal angestoßen ist, lässt sich nämlich nicht so leicht unterbrechen. Aufgrund der begrenzten Zeit war es daher entscheidend, dass Anne die Zeitvorgaben für einzelnen Aufgaben immer im Blick hatte und alle ruhig, aber bestimmt zu Disziplin ermahnte.
Danke-Kultur in Lichtenberg heute
Im ersten Schritt ging es darum, den Ist-Zustand zu verstehen und zu beobachten: Welche Arten von Danke-Kultur gibt es bisher im Bezirk Lichtenberg? Was kommt davon gut an? Und was gefällt den freiwillig Engagierten und den Ehrenamtlichen nicht? Was wünschen sie sich zusätzlich oder stattdessen?

Um einen Überblick zu bekommen, zeigten Anette und Jenny zunächst die Ergebnisse einer Umfrage, die sie bei einer Danke-Veranstaltung im letzten Jahr durchgeführt hatten. Dabei haben sie erhoben, welche Maßnahmen der Danke-Kultur in Lichtenberg schon bekannt sind und wie wichtig sie den 51 Befragten sind. Interessant war vor allem, dass den Befragten die persönliche Wertschätzung durch Akteure aus dem Bezirk bei Danke-Veranstaltungen wichtiger sind als Preisgelder.
Auszeichnungen für Engagierte, die es in Lichtenberg bereits gibt sind der Bezirkstaler, die Ehrenamtsmedaille/ Bürgermedaille, der Frauenpreis, der Inklusionspreis, der Integrationspreis, der Jugendengagementpreis, der Queer-Preis und der Preis für Demokratie und Zivilcourage.
Wertschätzung ist vielfältig
Als nächstes teilten wir uns in mehrere Kleingruppen von bis zu 6 Personen auf. Wichtig war dabei, dass sich die Gruppen divers und interdisziplinär zusammen setzen. Das bedeutet, dass in jeder Gruppe verschiedene Geschlechter, verschiedene Altersgruppen, Haupt- und Ehrenamtliche, Einsatzgebiete des Engagements etc. vertreten waren.
Wir überlegten zunächst für uns selbst, was in der Anerkennungskultur gut läuft, was nicht so gut läuft und was wir uns wünschen. Zunächst haben wir Post-its beschrieben und diese auf einem großen Blatt Papier sortiert. Hierbei zeigten sich Überschneidungen, aber auch Unterschiede in der Wahrnehmung. In den letzten Minuten dieser Übung diskutierten die Kleingruppen über die Punkte und suchten die interessantesten Aspekte heraus. Im Anschluss stellten wir unsere Punkte in der großen Runde den anderen Gruppen vor.


Das möchten die Teilnehmenden in der Anerkennungskultur verbessern:
- Zugang zu Informationen über Engagement erleichtern
- untereinander besser vernetzen und Kooperationspartnerschaften
- feste Strukturen und langfristige Ansprechpartner:innen
- junges Engagement fördern und sichtbarer machen
- Menschen ansprechen, die wir sonst nicht erreichen
- den Mehrwert von freiwilligem Engagement für die Gesellschaft sichtbarer machen
- die Preise sowie Zielgruppen zusammenbringen.
Wertschätzung wird vielfältig gezeigt und unterschiedlich empfunden. Das konnten wir gut an den Ergebnissen ablesen. Neben den offensichtlichen Aktionen wie Veranstaltungen, Preise und Ehrungen, sind den Engagierten ein angenehmes Umfeld und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung im Alltag des Ehrenamts wichtig.
Snacks und Kunst zwischendurch
Nach so viel denken und diskutieren hatten sich alle eine kleine Pause verdient. Wo geistig gearbeitet wird, darf auch das leibliche Wohl nicht fehlen. Deshalb war für Snacks, Obst sowie Kaffee, Tee und Limo gesorgt. Die Pause war auch eine gute Gelegenheit, sich die Kunstwerke an den Wänden ringsherum anzusehen. Die Freiwilligenagentur ist nämlich zugleich eine kleine Galerie für Laien-Künstler:innen aus dem Bezirk. Die aktuelle Ausstellung „stark‟ mit bunten Gemälden und gesellschaftskritischen Collagen von Lichtenberger Schüler:innen bot den passenden kreativen Rahmen für den Danke-Kultur Workshop.

Ideen für die Danke-Kultur der Zukunft
Gestärkt ging es in die nächste Runde der Kleingruppenarbeit. Wir suchten Ideen für die Lichtenberger Danke-Kultur der Zukunft und unser Ziel war es, möglichst viele Ideen zu entwickeln, egal wie unrealistisch sie zunächst erscheinen. Nur so können innovative Ansätze entstehen.
Aber auch die realistische Einschätzung, was umgesetzt werden kann, spielte im Workshop eine Rolle. Schließlich sollten alle mit konkreten Handlungsempfehlungen und ersten Schritten nach Hause gehen. Deshalb suchte jede Gruppen die für sie wichtigsten Ideen heraus und ordneten diese nach Aufwand und Wirkung.
Wir sortierten unsere Ideen für die weitere Arbeit wie folgt ein:
- Wenig Aufwand und hohe Wirkung:
Finanzierung von Snacks und Getränken bei ehrenamtlichen Einsätzen
Den Hashtag #EngagementMachtSchön bekannter machen - Wenig Aufwand und mittlere Wirkung:
Treffpunkte für Ehrenamtliche aus unterschiedlichen Bereichen schaffen - Mittlerer Aufwand und hohe Wirkung:
Lichtenberger Engagement-Festival 2026, das auch alle Preisverleihungen bündelt - Viel Aufwand und hohe Wirkung:
Fortbildungen auf Bezirks- und Senatsebene
Eine Datenbank oder App zur Übersicht für alles zum Ehrenamt in Lichtenberg
Ehrenamts-App, „Kiste Bier‟ und ein Festival
Nach etwa zweieinhalb Stunden Workshop haben wir uns der letzten Aufgabe gewidmet und Prototypen entwickelt. Alle waren inzwischen im kreativen Flow und der Kaffee aus der Pause wirkte auch noch. Beste Voraussetzungen also, um ambitionierte Projekte für die Danke-Kultur in Lichtenberg zu erarbeiten. Aus den vorher sortierten Ideen wählten wir die drei aus, für die sich die meisten Anwesenden interessierten.
So ergaben sich wieder Kleingruppen und jede bearbeitete „ihre‟ Projektidee weiter. Bei einem Workshop mit mehr Teilnehmenden könnten auch mehr Prototypen entwickelt werden. Es muss nur darauf geachtet werden, dass die Gruppengröße eine einfache Zusammenarbeit ermöglicht.
Die Prototypen für Lichtenbergs Anerkennungskultur der Zukunft sind:
- Bedingungsloses Budget für Feiern u. ä. (Verpflegung, Getränke) / Arbeitstitel: Kiste Bier
- Engagement-Festival Lichtenberg 2026
- Ehrenamts-App Lichtenberg
Unsere letzte Aufgabe bestand darin, Feedback zu den anderen Prototypen zu geben. Alle waren sich einig, dass jede der Projektideen weiterverfolgt werden soll und es wurden direkt Kontakte untereinander ausgetauscht. Insgesamt zeigte der Workshop, wie bereichernd es für die Zukunft der Danke-Kultur ist, wenn Ehrenamtliche und Hauptamtliche miteinander im Gespräch bleiben. Wir freuen uns schon darauf, die Prototypen weiter zu verfolgen und sehen uns bestimmt alle beim Engagement-Festival Lichtenberg wieder.
Die ausführliche Foto-Dokumentation mit allen Ideen und Prototypen gibt es hier zum Download (PDF).
Dieser Beitrag entstand in der Redaktion Zeigen, was geht!
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