#oskarRedetMit – Ariane Dunkel, Preisträgerin

Trägerin des Jugendengagementpreis 2023


Der Name Ariane Dunkel sagte mir bis vor ein paar Wochen nichts. Geändert hat sich das, als ich hier für die Internetseite einen Bericht über die Vergabe des Lichtenberger Jugendengagementpreises 2023 schrieb. Ariane hat die Jugendjury, die über die Vergabe des Preises entscheidet, am meisten überzeugt. Sie landete bei der Preisvergabe auf Rang 1. Und das hat mich neugierig gemacht. Ich wollte etwas mehr erfahren über die junge Frau, die den Preis 2023 bekommen hat. Die Verabredung zu diesem Interview war dann auch recht schnell getroffen. Inzwischen weiß ich, im magda Caritas-Jugendzentrum – von dort wurde Ariane für den Preis nominiert – sagen die meisten „Ari“ zu ihr. Für das Interview haben wir uns für die Anrede mit Du geeinigt.

Umgeben von Bäumen und einer Gartenfläche steht ein Gebäudekomplex mit Flachdach. Er ist eingeschossig und aus Holz errichtet- In einem der großflächigen Fenster ist die Schrift MAGDA JUGENDCLUB zu lesen.
Wohlfühlort für Kids und Jugendliche – das magda Caritas-Jugendzentrum


oskar: Erfolgreich das Abi gebaut und den Lichtenberger Jugendengagementpreis 2023 bekommen – da kannst Du doch schon mal von einem erfolgreichen Jahr sprechen. Das müssen andere erst mal toppen. Oder wie siehst Du das?


Ariane Dunkel: Auf jeden Fall kann man schon über ein erfolgreiches Jahr sprechen. Jedoch finde ich das Wort “toppen” falsch an der Stelle. Ich versuche ja keine Person zu konkurrieren, um ein volles und besseres Leben zu haben. Die Abitur-Zeit war hart und hatte auch sehr viele Tiefschläge. Es war ein Kampf, den ich am Ende gut gemeistert habe, durch die Unterstützung meiner Mutter, meiner Freund:innen und der Betreuer:innen im magda.

Ich bin froh, jetzt meinen Weg zu finden und zu wissen, wer ich bin. Und mit 18 Jahren das sagen zu können, erfreut mich sehr. Einige Menschen aus meinem Umfeld, die ich kenne, wissen nicht was sie machen wollen. Und da kann ich stolz und glücklich sagen, dass ich weiß wo meine Ziele sind und dass ich jetzt schon sehr weit gekommen bin. Früher mit 15/16 Jahren hatte ich komplett andere Vorstellungen. Ich wollte weiterhin Fußballspielen und stieg immer weiter bei den Frauen auf. Jedoch hatte ich einen Kreuzbandriss mit 13 Jahren und wurde mit 15 Jahren operiert. Dies war ein heftiger Schlag. Fußballspielen zu können, war meine Leidenschaft und dies nicht mehr zu tun, konnte ich nicht akzeptieren. Nach einem halben Jahr Reha und Physiotherapie rappelte ich mich wieder auf und stand auf dem Feld. Nicht mehr wie früher, aber ich stand. Jedoch wusste ich, dass ich niemals so wie früher spielen könnte. Daher hörte ich mit dem Fußball auf und konzentrierte mich auf meine Schule und Arbeit. Weiterhin spiele ich jedoch in der Freizeit Fußball und versuche regelmäßig zum Sport zu gehen.

Den Jugendengagementpreis 2023 hast Du erhalten für Deine freiwillige Tätigkeit im magda Caritas-Jugendzentrum. In der Begründung für den Preis habe ich gelesen, dass Du seit zweieinhalb Jahren im magda mindestens vier Stunden die Woche als Freiwillige tätig bist. Dein Kontakt dorthin besteht aber sicher schon etwas länger. Wie und warum bist Du auf das magda gestoßen? Erzähl mal wie sich das so entwickelt hat.


Der einzige Grund, wie ich in das magda kam, war durch meinen besten Freund. Damals in der achten Klasse haben wir uns kennengelernt, und er zeigte mir den Jugendclub. Es war unser Treffpunkt, ein Ort zum Hausaufgabenmachen, um Billard zu spielen und neue Freund:innen kennenzulernen. Meine Freundschaft zu ihm besteht weiterhin und nach einiger Zeit habe ich mich immer mehr mit den Betreuer:innen angefreundet. Ich nahm an jeder Ferienfahrt teil, habe bei Ausflügen teilgenommen und mich immer mehr dort in die Tätigkeit gefunden. Ich war mindestens drei, vier Mal die Woche nach der Schule im magda. Nebenbei hatte ich noch Fußballtraining und selbst danach bin ich immer ins magda gegangen. Es lohnte sich immer vorbeizuschauen und mein Glück hier ist, dass ich nur einen Fußweg von 10 Minuten habe.

Nicht nur der Ort, die Vielfältigkeit, was man dort machen kann und die Angebote waren ein Grund, warum ich so oft im magda war, sondern vor allem auch die Betreuer:innen. Die halfen mir bei jeder Sache, haben immer ein Ohr für mich und unterstützen mich bei jeder Kleinigkeit. Nach und nach erwarb ich mir deren Respekt und wurde auch von den Jugendlichen als Jugendkapitänin gewählt (2019/2020). Somit hatte ich nicht nur ein gutes Verhältnis mit den anderen Jugendlichen, sondern auch mit den Betreuer:innen. Durch das vorhandene Vertrauen und den Respekt durfte ich immer mehr Aufgaben im magda übernehmen. Ich wurde also immer mehr zu der Brücke zwischen den Jugendlichen und den Betreuer:innen.

Im Zentrum des Fotos ist ein lustiges Wandgemälde mit dem Schriftzug Music zu sehen. Auf dem Fußboden darunter stehen verschiedene Musikinstrumente. Sie deuten darauf hin, dass wohl Musik gemacht wird in diesem Raum.
Nun hat die einst kalte Wand im Musikraum einen tollen Blickfang
Aus den Besuchen im magda ist dann mehr geworden. Wie gesagt, seit zweieinhalb Jahren bist Du dort offiziell als Freiwillige tätig. Der Übergang war sicher fließend. Gab es einen Auslöser für Dein Engagement? Hast Du heute dort feste Aufgaben oder machst Du, was gerade so anliegt? Und was motiviert Dich dafür?

Ich würde hier nicht sagen, dass es einen Auslöser gab.

Durch meine Mutter lernte ich immer höflich, hilfsbereit und respektvoll zu sein. Das sind die drei goldenen Wörter, um bei jeder Person gut anzukommen. Somit wurde ich auch immer mehr zu einer extrovertierteren Person. Ich half den Betreuer:innen beim Essen machen oder sich mit den Kindern gut zu verstehen. Ich übernahm kleine Projekte mit den Kids. Zum Beispiel durfte ich zwei, drei Motive an die Wand malen, da ich es persönlich etwas kalt in den Räumen fand. Also habe ich mich dort mit der Chefin abgesprochen und direkt mit den Kindern angefangen zu malen. Manchmal bauen wir auch einfach Sachen zusammen oder kochen oder ich bringe Kinder zum gemeinsamen Spielen oder Hausaufgaben machen. Letztens half ich einem Mädchen beim Box-Training, das im magda angeboten wird. Sie traute sich nicht allein oder mit eine:r Betreuer:in.

Bei allen Jugendlichen gibt es Sachen, die sie nicht mit den Betreuer:innen besprechen wollen, da sie einfach nicht im gleichen Alter sind oder sich gegenüber älteren nicht alles zu sagen trauen. Das ist vollkommen normal als Jugendliche:r, so was passiert auch gegenüber den Eltern. Und hier ist es schön zu sehen, dass die Jugendlichen mir ihr Vertrauen schenken. Und für diese Momente bin ich im magda sehr gerne da. Daher ging ich dann mit dem Mädchen zum Box-Training und unterstütze sie. Ich habe also viele kleine Aufgaben und niemals richtige feste. Nur wenn man sich über einen längeren Zeitraum abspricht, wie zum Beispiel das Garten-Projekt. Genau das ist ja das tolle an der ehrenamtlichen Arbeit. Ich kann meine Hilfe immer anbieten, doch ich bin nicht verpflichtet jeden Tag dort zu sein und mit jemanden Matheaufgaben zu machen.

Aus persönlicher Sicht motivieren mich dort die Menschen und die Harmonie, die entsteht, wenn viele Menschen aus verschieden Religionen und Ländern sich zusammenfinden und gemeinsame Abende verbringen. Die besten Momente entstehen bei Clubübernachtungen oder Ferienfahrten. Und sobald man sich an einem Ort willkommen und wohlfühlt, besitzt man auch die Motivation länger da zu bleiben.

Aus persönlicher Sicht motivieren mich dort die Menschen und die Harmonie, die entsteht, wenn viele Menschen aus verschieden Religionen und Ländern sich zusammenfinden und gemeinsame Abende verbringen.

Ariane Dunkel, Preisträgerin des Jugendengagementpreises zu ihrer Motivation für ihr Engagement

Du sprichst von Clubübernachtungen. Was passiert da genau? Wird da das magda zum Hotel?

Zum Hotel wird das magda nicht gleich. Solche Übernachtungen erfolgen in den Ferien, bei bestimmten Ausflügen oder an besonderen Tagen wie jetzt an Halloween. Mit bestimmten Ausflügen sind zum Beispiel der Besuch im Schwimmbad oder Escape-Room gemeint, die sich gut in die Abende ziehen. Dann entscheiden die Jugendlichen wo sie schlafen wollen, selbstverständlich werden die Geschlechter getrennt. Die Kids schlafen dann entweder auf Luftmatratzen, Chouches oder Sitzsäcken, so wie es sich jede:r wünscht. Decken und Kissen geben wir auch mit, kann aber auch selber mitgebracht werden. An den Abenden entscheiden wir zusammen, was wir kochen. Und danach spielen wir bis in die Nacht Spiele. Damit auch mal die Jugendlichen aus ihrer Komfort-Zone herauskommen und mal länger aufbleiben können. Natürlich unter Beaufsichtigung der Betreuer:innen. Am Morgen verteilen wir dann die Rollen beim Frühstück und verabschieden uns danach. Solche Clubübernachtungen bieten die Möglichkeit, tolle neue Freunde kennenzulernen, unvergessliche Abende zu schaffen. Und es ergibt sich eine gewisse Freiheit, solange man verantwortungsbewusst bleibt. Ich rate es jedem Jugendlichen, bei so einer Aktion teilzunehmen und vor allem mit den besten Freund:innen.

Wenn Du Dich so unter Deinen Freund:innen oder Gleichaltrig:en überhaupt umsiehst und umhörst, sind da viele auch in einem freiwilligen Engagement? Oder bist Du da eher eine Ausnahme? Und gibt es aus Deiner Sicht Dinge, die verbessert werden müssten, damit noch mehr junge Leute als Freiwillige aktiv werden?

In meinem Freundeskreis gibt es wenige Personen, die als feste ehrenamtliche Helfer angemeldet sind. Jedoch machte ich mit 3 Freundinnen eine ehrenamtliche Fahrt diesen Sommer als Betreuerinnen. Eine komplette Woche waren wir am Frauensee und unternahmen mit kleineren Kids viele coole Dinge und betreuten sie. Extern vom magda. Dafür wurden wir auch ausgezeichnet und dürfen in der Zukunft Ferienfahrten betreuen. Dies ist ein weiterer Vorteil fürs Magda, da ich in der Zukunft gerne mehr Verantwortung übernehmen könnte, während so einer Fahrt. Ebenso animiere ich gerne meine Freunde dazu und frage oft nach Hilfe. Letztens organisierte das magda-Team eine Halloween-Clubübernachtung mit einer Geschichte die durch einen Park ging. Da hatte ich die Idee, um die Kinder besser gruseln zu können, dass ich einige aus meinem Freundeskreis zusammentun und wir sie erschrecken. Das ist natürlich schön zu sehen und den Kindern hat’s auch gefallen.

Selbstverständlich gibt es Dinge um Jugendliche zu animieren ehrenamtliche Tätigkeit zu übernehmen. Mehr kostenlose Angebote oder Rabatte kommen immer sehr gut an. Letztens wurde ich in den Friedrichstadt-Palast eingeladen, um mir kostenlos eine Show anzusehen. Die meisten Jugendlich wissen gar nicht, was ehrenamtliche Arbeit ist. Zum Beispiel wäre das ein gutes Thema in der Schule, um den Kindern zu zeigen, was es alles für Möglichkeiten gibt.

Was noch exklusiver wäre, ein Zusammentreffen von ehrenamtlichen Personen, um sich gegenseitig kennenzulernen und anzuhören, was sie so alles machen und dann weitere Kontakte untereinander zu knüpfen. Es gibt sehr viele Ideen, um dieses Thema weiter und besser in der Gesellschaft zu verbreiten. Die meisten Jugendliche hören nur, freiwillige Arbeit = kein Geld. Und das ist schon der erste Punkt, wo viele “Nein danke” sagen.

Wie geht es bei Dir nun weiter nach dem Abi? Wirst Du studieren oder machst Du eine Ausbildung? Oder hast Du noch etwas ganz anderes vor? Und wird da noch Zeit und Gelegenheit sein für Dein Engagement im magda?

Nach dem Abitur hatte ich eigentlich vor Projektmanagement zu studieren, jedoch gefiel mir die Freiheit in den Abitur Prüfungen und ich habe bemerkt, dass ich keine Lust habe demnächst in einer Uni zu sitzen und wieder in einem Unterricht zu lernen.

Ich bin ein sehr praktischer Mensch und entschied mich dazu, eine Ausbildung zu starten, als Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Dort lerne ich sozusagen, was man alles für ein Event benötigt und betreut diese Veranstaltungen. Anschließend möchte ich eventuell Kauffrau anhängen, um in die Richtung des Eventmanagement/Projektleiter zu steigen.

Nebenbei möchte ich trotzdem im magda tätig sein sowie als Freiberuflerin meine handgemachten Teppiche herstellen. Die Teppiche startete ich vor etwa einem Jahr und bekomme schon Aufträge. Die Tätigkeit mache ich im magda, da ich zu Hause keinen Platz dafür habe. Und ich bin sehr glücklich darüber, dass mich dort alle unterstützen. Vielen Kindern gefällt meine Arbeit und manchmal bieten sie mir auch ihre Hilfe an. (Mein Name dafür ist „aggurii“ und damit kann man mich auch auf Instagram finden.)

Durch meine privaten Tätigkeiten versuche ich trotzdem regelmäßig im magda vorbeizuschauen. Wenn ich beispielsweise in der Berufsschule bin, gehe ich danach direkt ins magda. Eventuell nicht jeden Tag, aber ich gehe nicht nur hin um meine ehrenamtlichen Tätigkeiten auszuführen, sondern auch einfach für mich. Es ist also mit sehr viel Freizeit verbunden und daher ist es für mich privat immer ein Besuch und gleichzeitig eine helfende Hand zu sein. Es vermischt sich alles sehr gut und es gefällt mir sehr. Nach der Berufsschule habe ich zwei Wochen Arbeit im Betrieb, da fällt es mir schwer ins magda zu kommen, da dass magda um 20 Uhr schließt und ich um 18 Uhr Feierabend habe. Mit einer Stunde Fahrweg passt es leider nicht mehr so alles. Ich stehe aber weiterhin sehr gut im Kontakt mit dem magda und dies wird auch erstmal lange so bleiben.


Weitere Infos

Webseite des magda

oskar | redaktion



Dieses Interview entstand in der Redaktion Zeigen, was geht!
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