Text: Dagmar Poetzsch / Peter Breitfeld, Fotos: Claudia Pilaski und Dagmar Potzsch

In Berichten über geschichtliche Ereignisse dominieren noch immer Geschichten von Männern über Männer, auch in Lichtenberg. Bei einem Kiezspaziergang anlässlich der Lichtenberger Frauenwoche am 12. März 2021 war das aber anders. Bettina Grotewohl von der Bürgerinitiative Ausländische Mitbürger:innen e.V. und Dagmar Poetzsch, Koordinatorin der Stolpersteinarbeit in Lichtenberg, die den Rundgang inhaltlich unterstützten, stellten vor allem Geschichten von Frauen in den Mittelpunkt. Gut 20 Teilnehmer:innen waren der Einladung nach Alt-Hohenschönhausen gefolgt.

Bettina Grotewohl berichtet in einem Park vor einer Gruppe im Park und trägt dabei den obligatorischen Mund-Nasen-Schutz

Der Spaziergang führte zum Obersee und machte dann am Haus Mies van der Rohe Station. Ludwig Mies van der Rohe war ein deutsch-amerikanischer Architekt und gilt als einer der bedeutendsten Architekten der Moderne. Wie Bettina Grotewohl berichtete, wurde das Haus von ihm entworfen und  1933 fertig gestellt. Aus eigenem Erleben erzählte sie, wie es gemeinsam mit weiteren engagierten Frauen während der politischen Wende in der DDR 1990 gelang, das Haus als Kunst- und Kulturkomplex zu etablieren. Lebendig schilderte sie, wie im Wende-Zeitgeist viel Neues erträumt wurde und auch umsetzbar erschien. Schließlich wird das Haus 1990 in die kommunale Trägerschaft des Bezirkes Berlin-Höhenschönhausen, heute Berlin-Lichtenberg, überführt und erhält eine zeitgemäße Nutzung. Von 2000 bis 2002 erfolgt auf der Basis von historischen Plänen eine denkmalpflegerische Instandsetzung von Haus und Garten. Heute wird das Haus als Museum und als Kunst- und Ausstellungsstätte genutzt. Viele der Frauen, die sich damals engagierten, sind noch heute an unterschiedlichen Stellen im Bezirk Lichtenberg wirksam.

Nächste Station der Kiezspaziergänger ist die Suermondtstraße. Auf dem Weg dorthin entdecken aufmerksame Teilnehmer an zwei Häusern jeweils eine „Goldene Hausnummer“. Ältere Teilnehmer erinnern sich, was es mit der Vergabe der Goldenen Hausnummer in der ehemaligen DDR auf sich hatte und geben ihr Wissen gern an Jüngere weiter. Sie berichten darüber, dass die Goldene Hausnummer als Auszeichnung an Hausgemeinschaften vergeben wurde, die im Rahmen eines Wettbewerbes bei Pflege und Gestaltung des Hauses und des Wohnumfeldes besonders gute Ergebnisse vorweisen konnten. Die Wettbewerbe gab es in Berlin und weiteren größeren Städten. Zeichen der erfolgreichen Teilnahme war ein speziell angefertigtes Hausnummernschild.

Die Goldene Hausnummer an einer orangen Hauswand

Am Haus in der Suermondtstr. 46 angekommen erzählt Dagmar Poetzsch einiges zu ihrer Arbeit um und mit den Stolpersteinen in Lichtenberg. Ihre Erzählung wird ganz anschaulich. Blume Luise Albers (*1878) hat bis 1943 in der Suermondtstr. 46 gelebt. Sie wurde 1943 zunächst nach Theresienstadt deportiert und später nach weiterer Deportation in Auschwitz ermordet. Für Blume Luise Albers soll im Frühsommer 2021 ein Stolperstein verlegt werden, damit auch sie nicht vergessen wird.

Der Kiezspaziergang führte noch zu weiteren interessanten Orten. Auch wenn alle mit Abstandsgebot und Maske unterwegs sein mussten – auf alle Fälle war es für die Beteiligten eine spannende Aktion mit vielen interessanten Gesprächen.

Dieser Artikel entstand in der Redaktion Zeigen, was geht! Sie ist die Freiwilligen-Redaktion der oskar |freiwilligenagentur lichtenberg. Freiwillig Engagierte verfassen für die Redaktion Beiträge über Themen im Zusammenhang mit Engagement. Das Format der Beiträge kann in der Redaktion frei gewählt werden, neben Texten sind beispielsweise auch Videos möglich. Die jährlich stattfindenden Freiwilligentage stehen besonders im Fokus. Die Zeigen, was geht!- Redaktion ist grundsätzlich offen für alle Intressierten Wir treffen uns an jedem 2. Donnerstag im Monat. Wer mitmachen möchte, meldet sich bitte bei Gül Yavuz: guel.yavuz@oskar.berlin

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